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„Weniger ist manchmal mehr“

■ Traute Müllers Bilanz nach zwei Jahren Frauensenatsamt / „Wichtige Prozesse“ für die „Ressource Frau“ angeschoben

Unbeackerte Felder überläßt man ihnen gerne, doch ist ein Politikfeld erst von einer Behörde besetzt, dann kommt es oft zum Gerangel. Die ehemalige „Leitstelle Gleichstellung der Frau“, vor zwei Jahren in den Rang eines Senatsamts befördert, hat Erfahrungen mit den Niederungen der Hamburger Politik gemacht. Aber dennoch fällt die Bilanz von Senatorin Traute Müller positiv aus: „Einige Erfolge, einige Mißerfolge, aber eine tolle Arbeit“.

„Wir haben gelernt, unsere Arbeitskraft zu bündeln“ – mit 25 Mitarbeiterinnen sei das Amt gut ausgestattet, könne aber nicht die ganze frauenpolitische Palette bearbeiten. Aber das sei auch nicht sinnvoll: „Weniger ist mehr, wir finden es spannend, Neues anzustoßen.“ Erfolgreich angeschoben habe man die Frauenförderung im öffentlichen Dienst. Aber hier lag auch der erste Stolperstein: Die Stärkung der Frauenbeauftragten scheiterte am Widerstand der SPD-Männer – „einer unserer großen Mißerfolge“, so Müller.

Nur im Nebenberuf Frauensenatorin, dieser Vorwurf begleitete die Senatorin, die auch Chefin der Stadtentwicklungsbehörde ist, von Anfang an. Wollte sie doch nicht mit dem Frauensenatsamt „abgespeist“ werden, sondern auch eine Fachbehörde dazubekommen. Auch heute noch findet sie es richtig, daß nicht alle frauenpolitischen Maßnahmen der Fachbehörden ihrer Regentschaft zugeordnet wurden. Das hätte dazu geführt, so ihre Einschätzung, daß dann auch die Verantwortung für Frauenförderung abgegeben worden wäre. Und daß „wichtige Prozesse“ sonst niemals in Gang gekommen wären.

„Bewußtseinsbildung, Einsicht, Prozesse“, Schlüsselworte des Senatsames. In den Behörden sei durch die Frauenförderung etwas begonnen worden, das künftig wichtig werde: strategische Personalentwicklung statt klassischer Personalverwaltung. Die „Ressource Frau“, die auch in der Privatwirtschaft noch unentdeckt ist. Obwohl „durch die Gründung eines Beirats mit Handels- und Handwerkskammer auch hier eine Entwicklung in Gang gekommen“ sei. Die will Müller, anders als die GAL, nicht mit Gesetzen beschleunigen – das könnte die „Einsicht der Unternehmen behindern“.

Auch mit dem Geld taten sich die Senatskollegen schwer. Die 750.000 Mark im Innovationsfonds (für Projektanschubfinanzierung) mußten mühsam erstritten werden. Das neueste Projekt: Ein Infotelefon für Frauen, die abtreiben wollen. Aber warum wird ihre Arbeit so gering geschätzt? „Weil in der Politik der Wert eines Prozesses erst erkannt wird, wenn er Wirkung zeigt.“ Sannah Koch

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