Vier Strecken sind kein Netz

Berlins Fahrradverkehrsnetz (3): Plan des Senats zeigt nur vier lange Velo-Routen / Namen kleiner Straßen sind nicht genannt / Oft fehlen Schilder  ■ Von Christian Arns

Gutmütig lachend lehnt sich der Pförtner im Gebäude der Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe zurück. „Das Fahrradverkehrsnetz? Der Plan ist längst vergriffen, den gab's doch schon im letzten Jahr.“ Auf einen Stadtplan mit eingezeichneten Velo-Routen, den Strecken, die für den Fahrradverkehr besonders geeignet sind, können Zugezogene also nicht hoffen. Sie verpassen ohnehin nicht viel. Nur vier Strecken, die vom Senat beschlossenen Velo- Routen, sind auf dem Plan eingezeichnet; nicht ein Stückchen mehr als auf der Karte von 1989.

Dafür ist der Osten Berlins kein weißer Fleck mehr; Velo-Routen allerdings gibt es dort nicht, nur Fahrradwege. Diese jedoch sind bei den meisten Radlern verpönt, da sie die Unfallgefahr durch rechtsabbiegende Autofahrer noch verstärken (wir berichteten in Teil 1). Zudem sind die Ost-Radwege noch weniger zu empfehlen, so kaputt ist die Straßenoberfläche. Ost und West verbindet im Plan der Senatsverkehrsverwaltung, daß Fahrradwege vor allem entlang der Hauptstraßen eingezeichnet sind, also da, wo es am meisten stinkt und am gefährlichsten ist. Kleine Straßen, in denen sich angenehm fahren ließe, sind praktisch gar nicht in das Netz eingebunden. Auch die vier Senats- Velo-Routen orientieren sich größtenteils an den Hauptverkehrsadern.

Entlang des Heckerdamms, der Seestraße und der Luxemburger Straße führt zum Beispiel Route A, die Radler vom Spandauer Gartenfeld zur Brunnenstraße in den Wedding bringen soll. Erst am Ende werden kleine Straßen genutzt, die für Ortsunkundige im Plan aber nicht zu erkennen sind, ehe Radler wenigstens ihren Endspurt genußvoll entlang des Humboldthains absolvieren können. Route B führt wenig fahrradfreundlich von der Spandauer Altstadt zur Siegessäule: Die Strecke führt über die Charlottenburger Chaussee, die Bismarckstraße und die Straße des 17. Juni.

Auch die H-Route führt nicht gerade einfallsreich vom Märkischen Viertel in Reinickendorf über Hauptstraßen nach Schöneberg; die im Wedding genutzten Nebenstraßen sind im Plan erneut nicht zu erkennen. Gleiches gilt für die Fortsetzung der H-Tour bis an die Stadtgrenze im Süden von Lichterfelde, allerdings ist dort wenigstens die Beschilderung so zuverlässig, daß der Weg zu finden ist. Ganz anders auf dem Weg vom Kreuzberger Mariannenplatz zum Thielplatz an der Freien Uni in Dahlem, der K-Route. In Kreuzberg stehen praktisch keine Schilder; wer aus Zehlendorf kommt, findet sich also plötzlich hilf- und schilderlos an irgendeiner Straßenecke. Radler müssen sich ihren Weg mit Hilfe des ungenauen Senatsplanes selbst suchen. Bei der Überquerung des Kottbusser Damms, an der Kurve zum Urban- Hafen oder beim Abbiegen am Südstern ist das ohne Probleme nur Ortskundigen möglich – und die bräuchten keine Velo-Route.

Nächste Folge: Bezirke planen mit, planen aber nicht gemeinsam.