Aus für Aidsberatungen

■ Die Gesundheitsverwaltung will die bezirklichen Aidsberatungen einsparen

Der Rotstift der Gesundheitsverwaltung wütet weiter im Aids- Bereich. Nachdem Stellen bei Hydra sowie der Lesben- und Schwulenberatung gestrichen wurden und ein Hospiz gar nicht erst entstehen soll, will Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) jetzt die bezirklichen Aidsberatungsstellen einsparen. Die derzeit neunzehn Beratungsstellen sollen auf sechs zusammengestrichen werden. Diese werden den Beratungsstellen für Geschlechtskrankheiten zugeordnet, deren Personal gleichfalls reduziert wird.

Die bei den Gesundheitsämtern angesiedelten Aidsberatungsstellen führen nicht nur kostenlos und anonym HIV-Antikörpertests durch, sondern betreuen und begleiten Infizierte vom positiven Testergebnis bis in den Tod. „Ich sehe mich jetzt schon nach Betreuungsmöglichkeiten für meine härtesten Fälle um“, sagt Sozialarbeiter Wolfgang Kohl von der Kreuzberger Aidsberatung. Die drei MitarbeiterInnen betreuen derzeit 160 Kranke. „Ein Großteil wird einfach nicht mehr betreut werden.“

Der Landesverband der Berliner Aids-Selbsthilfegruppen sieht sich außerstande, dieses Betreuungsdefizit aufzufangen. „Die Leute arbeiten jetzt schon am Rand ihrer Kapazität“, sagt Vorstandsmitglied Christine Christmann. „Wir können inhaltlich gar nicht die Aufgaben der bezirklichen Beratungen erfüllen“, sagt Karl Anton Gerber, Sprecher der Berliner Aids-Hilfe. Auch die Ärztekammer kritisiert die geplanten Streichungen. „Der öffentliche Gesundheitsdienst muß gerade für die Menschen da sein, die von keiner anderen Stelle Unterstützung erhalten“, fordert die Aids- und Drogenbeauftragte Constanze Jakobowski. Sie verweist auch auf die 150 Substituierten, die von den Beratungsstellen betreut würden und sich sozial und gesellschaftlich stabilisieren könnten. cor

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