Etwa vierzig Minuten zu lang

■ Der FC St. Pauli besiegt die Stuttgarter Kickers 3:0 am Millerntor Von Kai Rehländer

Das Zeremoniell war wie gehabt. Nach dem Begegnung gegen die Stuttgarter Kickers defilierten die Spieler des FC St. Pauli noch brav die Zuschauerreihen entlang, ernteten Beifall, der angesichts des wirklich schwachen Gegners wieder diese Kiezclub-typische Spur zu euphorisch war und ließen sich hernach beim Durchqueren des Clubheims weiter feiern. Millerntorfolklore halt.

Rund 15 000 Zuschauende hatten sich am Sonnabend versammelt um ihre Lieblinge gegen das Tabellenschlußlicht der zweithöchsten Spielklasse zu sehen. Fulminant, wie schon in den Begegnungen zuvor, startete der FC St. Pauli. Bereits nach wenigen Sekunden klatschte ein 35-Meter-Schuß von Zander an den Pfosten des von Torhüter Brasas verlassenen Stuttgarter Tores. Nach neun Minuten stand dann Schiedsrichter Casper im Mittelpunkt. Rot für den Stuttgarter Bobic wegen Nachtreten bei einer Hakelei mit „Eisen“-Dieter Schlindwein. Weitere 13 Minuten mußten dann die St. Pauli-Hools“ warten, bis ihnen endlich der Torschrei über die Lippen gehen durfte. Martin Driller war es, der nach einer Flanke des ansonsten desolat über den Platz stolpernden Jürgen Gronau das 1:0 markierte. Der vormalige Dortmunder, mit den ausgewiesen guten Kneipenkenntnissen war es auch, der in der 38. Minute Holger Stanislawski den entscheidenen Pass zum 2:0 gab.

Was den FC St. Pauli von einer Spitzenmannschaft unterscheidet, offenbarte sich in der zweiten Spielhälfte. So als ob bei der Saisonendabrechnung geschossene Tore nur von geringer Bedeutung wären, wurde vierzig Minuten der zweiten Halbzeit der Ball mehr oder weniger lustlos hin-und-her-geschoben, vielleicht um die Gelegenheit zu nutzen, das Treiben in der Gegengeraden zu beobachten, etwa die Versuche eine unsägliche „La Ola“ über das Stadionrund zu bringen.

Wiederum dem grünbehemdeten Schiedsrichter war es vorbehalten, durch eine gelb-rote Karte für den Stuttgarter Vrabic für etwas Abwechslung auf dem Grün zu sorgen. Und – nicht zu vergessen – Martin Driller, der in der 87. Minute das 3:0 erzielen konnte.