Kreist der Pleitegeier?

■ Gesundheitsreform führt zu Umsatzeinbußen bei Apotheken

Die Gesundheitsreform hat zu kräftigen Umsatzrückgängen in Hamburger Apotheken geführt. „Einige Apotheken haben seit Jahresbeginn Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent“, sagt Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins (in dem 420 der 475 Hamburger Apotheken Mitglied sind). Das könne in den kommenden zwei Jahren für jeder fünfte Apotheke in der Hansestadt existenzbedrohend werden.

Außer zu kräftigen Einsparungen bei Arzneimitteln habe die Gesundheitsreform auch zu Verunsicherungen bei Ärzten geführt. „Die Ärzte wissen nicht mehr, was und wieviel sie verschreiben können. Sie haben Angst, am Ende des Jahres aus der eigenen Tasche draufzahlen zu müssen und stellen deshalb immer weniger Rezepte aus“, so Kai-Peter Siemsen vom Landesverband Hamburger Apotheker. So wurden zwischen Januar und Juli 1993 in einer Apotheke durchschnittlich 1606 (im Vorjahr: 1750) Rezepte pro Monat mit einem Bruttobetrag von etwa 98.000 (118.000) Mark eingereicht – ein Minus von etwa 17 Prozent.

Der Umsatzrückgang werde auch für die Bevölkerung spürbar werden: „Apotheken haben 55 Stunden die Woche geöffnet, leisten Not- und Nachtdienste auch an Wochenenden. Das kann wahrscheinlich nicht aufrechterhalten werden“, so Graue. Der Notdienst werde wahrscheinlich mittelfristig ausgedünnt und nur noch einzelne Apotheken würden die ganze Nacht über geöffnet sein. dpa