Das Sensibelchen

■ Die taz-Serie zur Wahl / Heute Folge 3: Bausenator Eugen Wagner     Von Uli Exner

Der offizielle Titel des inzwischen schon über zehn Jahre amtierenden Populisten aus Finkenwerder leitet fast ebenso in die Irre wie sein stets polteriges Auftreten. Eugen Wagners rauhe Schale birgt einen weichen Kern, eine sensible Seele, die gern gestreichelt werden will. Hinter dem Titel des Bausenators versteckt sich seit dem senatsinternen Zwist mit Traute Müller der Chef einer Verkehrsbehörde, der unsinnigerweise verschiedene Referate unterstehen, die eigentlich in die Stadtentwicklungsbehörde gehören.

Der völlig überflüssige Kompetenz-Streit mit der Stadtentwicklungssenatorin deutet auch darauf hin, daß sich Wagner - einst die schwergewichtige Spinne im Netz des mächtigen SPD-Parteibezirks Mitte - seines Beziehungsgeflechts nicht mehr allzu sicher zu sein scheint. Trotz des oft und gerne zur Schau getragenen Unverzichtbarkeitsanspruchs - der Filztest muß dieses Mal schlechter ausfallen als vor den letzten Wahlen.

Obwohl manchmal etwas plump wirkend, bleibt Eugen Wagner dagegen im Testfeld „öffentliche Emissionen“ einsame Spitze. Trotz mancher Patzer, wie zuletzt beim vorzeitigen Rückzug einer Anzeigenkampagne: Der Bausenator ist immer für einen platten, damit medienwirksamen Spruch gut. Bürgerschaftssitzungen mit Wagner ersetzen gelegentlich den Besuch bei Ohnsorgs. Die überragende Leistung aber vollbrachte Wagner während des sogenannten „Saga-Skandals“. Trotz nachgewiesener Filzokratie - Wagner entlastete sich als Aufsichtsrat selbst - gelang es ihm, die Billigmieten-Attacke der Opposition umzudrehen und sich als „Mietensenator“ und „Freund der kleinen Leute“ zu präsentieren. Respekt.

Abstriche dagegen bei der Leistungsbilanz, die schon wegen des zeitraubenden Streits mit Traute Müller recht mager ausfällt. Pflichtprogramm sowohl zunächst beim Wohnungsbau als auch später im Verkehrsressort. Das passend zur Wahl präsentierte Fahrrad-Konzept steht bisher nur auf dem Papier. Wird es tatsächlich umgesetzt, gibts an dieser Stelle in vier Jahren eine gute Note. Das Testergebnis im Überblick: Filz: abnehmende Tendenz Emissionswerte: Hochachtung Leistung: gerade noch ausreichend Morgen Folge 4: Traute Müller (Stadtentwicklung und Frauen)