In der Polizeiunterkunft sickert Gift in den Boden

■ Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Hamburgs Polizei wegen Umweltverschmutzung

Benzin, Altöl, Batteriesäure, Kühl- und Bremsflüssigkeit - ein giftiges Gemisch. Für Hamburgs Polizei allerdings kein Grund zur Aufregung. In der Polizeiunterkunft „Am Husarendenkmal“ in Wandsbek lassen die Verkehrshüter eine derartige toxische Brühe seit Jahrzehnten ungehindert ins Erdreich sickern. Damit soll jetzt Schluß sein. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ hat die Staatsanwaltschaft gegen die Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen Umweltverschmutzung eingeleitet.

Die Polizeiunterkunft in Wandsbek gehört zu den Traditionseinrichtungen der Polizei in der Hansestadt. Seit 1946 werden dort Autos, Lkws und Motorräder abgestellt, die nach Verkehrsunfällen oder Straftaten zwangsweise einkassiert wurden und bis zur Freigabe durch die Staatsanwaltschaft oder den Gerichten von der Polizei verwahrt werden. Fahrzeuge, deren Besitzer nicht ausfindig gemacht werden können, werden dann in Intervallen von der Polizei versteigert - sofern sie nicht zuvor auf dem ungesicherten Platz - einem Eldorado für Autoknacker - geplündert und demontiert worden sind.

Während Teile des Geländes auch noch der Instandsetzung des eigenen polizeilichen Fuhrparks (Mannschaftswagen) dienen, gleicht der andere Teil des Terrains einem betonierten Schrottplatz. „Wir haben eine asphaltierte Fläche, die mit einem sogenannten Ölabscheider versehen ist. Dort können Autos mit Leck abgestellt werden“, so Polizeisprecher Werner Jantosch.

Doch ein Mitarbeiter der Polizeidirektion Ost offenbarte dem Springer-Wochenblatt, daß die Praxis ganz anders aussehe und beschlagnahmte Autos auch auf dem Teil des Geländes abgeladen und stehengelassen würden (siehe Foto), wo weder Asphalt noch irgendein anderes Material das Erdreich schützen. „Die Fahrzeuge werden mit dem Abschleppwagen auf das Gelände gebracht und abgestellt, wo gerade eine Lücke ist. Niemand kümmert sich darum, ob Öl, Batteriersäure, Kühl- oder Bremsflüssigkeit auslaufen.“

Die Innenbehörde reagierte gelassen auf das Ermittlungsverfahren. Ihre Argumentation: Bei der Polizeiunterkunft, in der neben den Mannschaftswagen-Hallen auch eine Polizeitankstelle integriert ist, handele es sich um einen „Schrottplatz“. Deshalb benötige die Polizei keine Sondergenehmigung im Sinne des Abfallgesetzes.

In den Aufsichtsbehörden fühlt sich offenbar niemand zuständig. Weder die Umweltbehörde noch das Bezirksamt wollen laut „WamS“ den uniformierten Umweltschweinchen auf die Finger klopfen. Nur die Staatsanwaltschaft zeigt sich trotz der Schutzbehautpung unermüdlich. Sprecher Rüdiger Bagger: „Wir ermitteln weiter.“ Kai von Appen