Ganz große Koalition für ökologischen Marshallplan

■ Umweltpolitiker von Grün bis Schwarz

Berlin (taz) – Vier prominente deutsche Umweltpolitiker und der Fernsehjournalist Franz Alt wollen einen „Ökologischen Marshallplan zur Rettung des Planeten“ in die Gänge bringen. Hinter dem Vorstoß, der heute in Bonn der Öffentlichkeit vorgestellt wird, steht eine ganz große Koalition von Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Bündnis90/Grüne) über seinen Saarländischen SPD-Kollegen Jo Leinen, den Magdeburger FDP-Umweltminister Wolfgang Rauls bis zum Berliner Umweltstaatssekretär Lutz Wicke (CDU). Jeden Tag verhungerten 100.000 Menschen, stürben 100 Tier- und Pflanzenarten aus und würden 55.000 Hektar Tropenwald abgeholzt. Die Konsequenz der Initiatoren: „Wegen der dramatischen ökologischen Fehlentwicklungen können wir nicht warten, bis alle Länder einheitliche Schritte beschlossen haben.“ Die Arbeit müsse sofort losgehen.

Der wichtigste Punkt ist für die Autoren, „daß die Industrieländer zunächst ihre Hausaufgaben machen“. Dazu gehöre auch „die Beendigung des Wachstumszwangs“. Als ersten Schritt bis 1995 müßten alle Industrieländer konkrete Klimaschutzpläne mit entsprechenden gesetzlichen Vorschriften entwickeln.

Die drei Teilpläne „Rettung der Wälder“, „Bevölkerungsstablisierung“ und „West-Ost-Umweltkooperation“ müßten bis zum Jahr 2000 realisiert werden. Der Schutz der Tropenwälder beispielsweise könne nur gelingen, „wenn den Tropenwaldländern Hilfe zur Selbsthilfe gegeben wird.“ Ungleiche Landverteilung und Auslandsverschuldung der Länder des Südens müßten angegangen werden. Zur „Bevölkerungsstabilisierung“ empfehlen die Autoren neben Hilfen bei der Geburtenkontrolle eine bessere Ausbildung von Frauen und die Entwicklung sozialer Sicherungssysteme, die einen Kinderreigen zur Altersversorgung überflüssig machen. Osteuropa müsse finanzielle und sonstige Hilfe zur Selbsthilfe gewährt werden. ten