Schule will Schülerin schützen

■ Anonymer Drohbrief an türkische Schülerin sorgt für Wirbel am Schulzentrum Rübekamp

Nach der ersten großen Pause war am Freitag der normale Unterricht beendet, doch möglicherweise haben die SchülerInnen vom Schulzentrum Rübekamp mehr gelernt als an einem normalen Schultag. Für die erste große Pause hatte die Schulleitung zu einer Schülervollversammlung aufgerufen. Der Grund: Eine türkische Schülerin hatte in ihrem Briefkasten einen anonymen Drohbrief gefunden. „Auch Dein Haus geht demnächst in Fl... auf“, hatte da gestanden und darunter die Unterschrift „NSDAP in unsrer Straße“. Schulleitung und SchülerInnenvertretung wollten den Fall nicht auf sich beruhen lassen. Gut 500 SchülerInnen diskutierten, doch beim Reden sollte es nicht bleiben: Eine Gruppe zur Öffentlichkeitsarbeit wurde gegründet, in der Straße sollen Plakate aufgehängt werden und demnächst wird das Haus der Schülerin von ihren Mitschülern bewacht.

Zuerst war die Schülerin aus dem 12. Jahrgang des Gymnasialzweiges so verschreckt, daß sie den Brief für sich behielt, erzählt Schulleiter Otomar Bazak. Erst als sie MitschülerInnen gezeigt hatte, was sie da in ihrem Briefkasten gefunden hatte, wurde die Sache öffentlich. „Mit Drohbriefen fängt alles an“, steht über einem Flugblatt, in dem MitschülerInnen zur Solidarität aufrufen. Auf die Rückseite ist der Drohbrief kopiert: „An die Türkensäue!“, und nach einem Sermon von Beschimpfungen: „Weil Du Deutsch Hasser bist, mußt Du irgendwann damit Rechnen, daß wir Dich und Deine Türken Familie ausrotten.“ Die SchülerInnen wollen nun wissen, ob noch mehr Drohbriefe in der Briefkästen von AusländerInnen landen. Die sollen dann gesammelt und veröffentlicht werden.

„Wir sind eine ganz bunte Schule, bei uns sind Schüler aus 18 Nationen“, sagt Schulleiter Bazak. Große Probleme seien noch nie aufgetreten. „Die Sache mit dem Brief kam aus heiterem Himmel.“ Auch wenn es eher unwahrscheinlich sei, daß der Brief aus dem schulischen Umfeld gekommen sei: „Die Schule ist voll in die Diskussion gegangen.“ Und die förderte neben den Arbeitsgruppen auch eine ganz andere Schülerschaft zutage. Ein Schüler aus dem Berufsschulzweig habe sich ganz offen zur rechtsextremen FAP bekannt und damit reichlich Widerspruch provoziert. Noch lange hat eine Gruppe von SchülerInnen gestern mit dem deutschnationalen Jungmann debattiert.

Die Schulleitung hat inzwischen beim zuständigen Waller Polizeirevier darum gebeten, auf das Haus der Schülerin besonders zu achten. J.G.