Siemens soll trotz allem ins Uni-Gelände

■ Seit 1987 Behörden-Odyssee / Ausreden über High-Tech-Kriterien des Technologie-Parks

1987 hat die die zuständige Wirtschafts-Förderungs-Gesellschaft (WFG) des Landes Bremen an Siemens die Zusage gegeben, daß der Konzern seine 13 über das Stadtgebiet verstreuten Verwaltungs-und Vertriebs-Abteilungen in einem 70-Millionen- Neubau im Technologiepark Universität konzentrieren kann. Heute endlich erreicht den Senat die entsprechende Beschlußvorlage des Wirtschaftssenators mit dem Vermerk: „Die Vorlage ist für eine Veröffentlichung nicht geeignet.“

Warum, wird dann auf den 8 Seiten des Papiers schnell deutlich. In einem langen Absatz ist die Planungs-Odyssee nachgezeichnet, die der Elektronik- Konzern hinter sich hat. Ursprünglich war Siemens nämlich schon für 1991 das Planverfahren versprochen worden. Als die Weltfirma 1990 darum bat, daß ihr dieser Termin doch bitte schriftlich bestäigt würde, bekam sie zur Antwort, daß es wegen einer Straßenbahntrasse und dazugehöriger Park&Ride-Plätze Probleme Verzögerungen gebe, die im Bereich des normalen — 9 Monate — lägen. Briefe wechselten hin und her — jetzt ist „Ende 1993 mit der Planreife“ zu rechnen, falls der Senat heute beschließt. „Der Firmas Siemens liegt es fern, auf Bremen in irgendeiner Weise Druck auszuüben“, schreibt der Wirtschaftssenator, aber die Zeitverzögerung bedeute „Kosten in nicht unerheblicher Höhe...“ Denn Ziel der Zusammenlegung ist die Nutzung von „Synergieeffekten“, schreibt der Wirtschaftssenator, also die Streichung von Arbeitsplätzen un die sind teuer.

Auch aus einem anderen Grund ist die Vorlage nicht zur Veröffentlichung geeignet. Denn die wertvollen Flächen des Technologieparks sind für technologieorientierte Betriebe, die möglicherweise Kooperation mit der Universität versprechen, vorgesehen. Es macht Sinn, universitätsnahe Flächen für die Ansiedlung von High-Tech-Firmen zu nutzen, Siemens-Nixdorf (SNI) ist aus diesem Grunde schon im Technologie-Park angesiedelt. Die 1.500 Mitarbeiter der anderen über Bremen verstreuten Siemens-Abteilungen haben aber mit High-Tech herzlich wenig zu tun.

Da der Wirtschaftsbehörde das klar ist, hatte sie ursprünglich auch keinesfalls eine Fläche im Technologiepark angeboten, sondern drei andere. Eine der angebotenen Flächen in Horn-Lehe- West, auf die dann Siemens sein Auge geworfen hat, liegt dummerweise unter den Radio-Bremen-Sendemasten, deren Verlegung noch einige Jährchen dauern wird. Die WFG machte einen Rückzieher und bot Siemens zum Ersatz die in der Nähe gelegene Fläche an der Uni an. Dafür ist es aber erforderlich, glaubhaft zu machen, daß die Kriterien des Technologieparks erfüllt sind — oder aber offen zuzugeben, daß, was für kleine Firmen gilt, für den deutschen Siemens-Konzern nicht gilt.

Die 1.500 Siemens-Mitarbeiter in Bremen würden „keineswegs Kühlschränke vertreiben oder lagern“, wie das polemisch geschrievben worden sei, wehrt sich nun der Wirtschaftssenator in seiner Vorlage gegen entsprechende witzeleien. Und Siemens würde, einmal umgesiedelt, „noch engeren Kontakt“ zur Uni suchen.

Wieviele der umzusiedelnden Mitarbeiter im Technologie-Bereich arbeiten oder wenigstens entsprechende Qualifikationen haben, sagt die Vorlage dem Senat vorsichtshalber nicht. „Zusammen mit Siemens Nixdorf“ seien es „ca. 150“, steht da nur. Siemens-Nixdorf allein hat aber auch „ca. 150“, das heißt: Hinzu kommt circa niemand. Als Beispiel für Uni-Kooperation muß das „Bremer Institut für Betriebstechnik und Arbeitswissenschaft“ (BIBA) herhalten. Das hat zwar Kontakte zum Siemens- Konzern (außerhalb Bremens) und zu Siemens-Nixdorf, keineswegs allerdings zu den 13 Siemens-Abteilungen, für die der Senat mit dem heute zu treffenden Beschluß 58.000 Quadratmeter wertvoller Fläche im Technologiepark Universität zur Verfügung stellen soll. Und andere Beispiele für Kooperationen mit der Uni nennt die Vorlage des Wirtschaftssenators nicht. K.W.