Velo-Route K ist nicht zu finden

Berlins Fahrradverkehrsnetz (5. und letzte Folge): Ortskenntnis und Routenplan sind erforderlich, denn die Beschilderung endet unterwegs  ■ Von Christian Arns

Ganze vier Velo-Routen nennt der Plan der Verkehrsverwaltung mit dem hochtrabenden Titel „Fahrradverkehrsnetz“. Querverbindungen sind nicht erkennbar, denn diese sind von den Bezirken geplant. Sind wenigstens die vier langen Touren zu finden? Die taz ging gestern auf Probefahrt.

Route K führt von Dahlem nach Kreuzberg, sie beginnt am Thielplatz. Daß es zwar eine U-Bahn- Station dieses Namens, aber keinen solchen Platz gibt, braucht niemanden zu stören; eine Velo-Route gibt's dort auch nicht. Erst später in der Brümmerstraße steht ein grün-weißes Schild, Ziel: Schöneberg. Ab „Dahlem Dorf“ fahren die Pedaleure auf einem eigenen Weg links der Bahntrasse. Die Strecke bleibt auch weiter angenehm bis zur Englerallee, wo der Autostrom die Radler auf einen zu schmalen Fahrradweg abdrängt. Von Fußgängern wird er kaum beachtet, schon gar nicht an einem verregneten Nachmittag, an dem ihn die Menschen auf ihrem Weg zur Haltestelle am Breitenbachplatz mit gesenkten Köpfen kreuzen. Kurz darauf beginnt der Südwestkorso, wegen der Radspuren eine der angenehmsten Straßen. Der Wegweiser zum Rüdesheimer Platz ist nur zu lesen, wenn Radler mit Fernrohr oder im Schrittempo fahren, so klein ist die Schrift.

Deutlicher führt Route K über die Bundesallee hinweg zur Prinzregentenstraße und weiter zum RIAS. Dort informieren Schilder, daß der Innsbrucker Platz nicht weit sein kann und daß Velo-Route H kreuzt. Dafür wird Kreuzberg-Reisenden der weitere Weg nicht mehr mitgeteilt. Niemand kann ohne Plan ahnen, daß an der Domenicusstraße im spitzen Winkel links abgebogen werden soll und daß es kurz darauf rechts in die Belziger Straße geht. Dort stellt ein Schild die U-Bahn-Haltestelle Südstern 3,2 Kilometer weiter in Aussicht; ab dort ist aber nicht mehr zu sehen, daß es sich um Route K handelt.

Autofahrer, die in der Monumentenstraße nur mit einem Rad über die Aufpflasterungen fahren möchten, schneiden Radler dort gerne und oft, ehe diese in der Kreuzbergstraße eine eigene Spur bekommen. Doch ab Mehringdamm ist Schluß mit lustig: Es folgt kein weiteres Schild; Kreuzberg ist auf der Gesamtstrecke nicht einmal als Ziel genannt. Die Bergmannstraße führt zum Südstern, wo niemand wissen kann, daß es schräg gegenüber hinter der Baustelle in der Körtestraße weitergeht. Die asphaltierte Radspur in der Grimmstraße ist sowenig wie die nach rechts abknickende Routen-Fortführung hinter dem Urbanhafen zu finden.

Am Kottbusser Damm steht zwar endlich mal wieder ein Schild für Radler, doch führt es weg von der Route, die laut Plan noch bis zum Mariannenplatz geht. Hier endet sie, wie sie am Thielplatz begann: ohne Hinweis, daß es die Route K überhaupt gibt.