Das Beste für Janko

■ Episoden eines sozialdemokratischen Wahlkampf-Abends in der Fabrik

Gegen 23 Uhr stehen Helmuth Frahm immer noch ein paar Schweißtropfen auf der Stirn. „Das ist das beste an diesem Abend“, sagt Hamburgs SPD-Chef und weist mit dem einen Arm auf die grünweiße Kunststoffkugel unter dem anderen. Ein Fußball mit den Unterschriften der Spieler des SV Werder Bremen, ein Geschenk von Werder-Manager Willi Lemke für Frahm-Sohn Janko. Das Beste an diesem Dienstagabend in der Fabrik – ein Werder-Ball? Janko ist Bayern-Fan, aber Uli Hoeneß nun mal kein SPD-Mitglied.

So sitzt also Lemke ein bißchen verloren zwischen Oskar Lafontaine und SPD-Bürgerschaftskandidat Hakki Keskin – und muß sich zunächst die Monologe von Claus Leggewie und Henning Voscherau anhören. Was hätten die beiden auch tun sollen, wenn eine sichtlich überforderte Moderatorin wie folgt beginnt: „Demokratie ... ein umfassendes Thema ... Was fällt Ihnen dazu ein?“.

Oskar hat es etwas leichter. Als „Star des Abends“ angekündigt, darf der „Brandt-Enkel“ vor Beginn der „Diskussion“ allein draufhauen. Und trifft dabei gelegentlich auch den „Schmidt-Neffen“ Henning Voscherau. Ob Blauhelm (Kritik an Somalia-Einsatz), Wirtschaft (Bedeutung der Ökologie für die Ökonomie), Koalition (rotgrün), Lafontaine bereitet dem Hamburger Kollegen nicht unbedingt nur Freude.

Dem Publikum in der Fabrik dafür um so mehr. Mit Sätzen wie „Krieg ist Krieg, auch wenn er Frieden schaffen genannt wird“ oder „Was mich wundert, ist, daß manche erst humanitär werden, wenn militärische Aktionen damit verbunden sind“, sicherte sich Oskar den Jubel der 700 Zuschauer. Einer von ihnen wollte ob dieser Ovationen auch neidische Blicke des Bürgermeisters entdeckt haben.

„Voscherau spinnt“, ein Transparent, schnell beschlagnahmt. Heisere Parolen „Das ist Eure Demokratie“. Flugblätter „Hafen bleibt“, „Flora bleibt“. Mühsam der Störversuch einer Handvoll Demonstranten. Robustes, um nicht zu sagen brutales, Eingreifen mancher Juso-Ordner. Einige ihrer Kollegen protestieren gegen den rabiaten Einsatz.

Und Janko? Der hat wohl doch das Beste abbekommen an diesem Abend.

Uli Exner