Bahn heuert Sheriffs an

■ Privater Sicherheitsdienst in Zügen und Hauptbahnhöfen von Bremen und Hannover

Ein privater Sicherheitsdienst soll künftig für mehr Sicherheit und Sauberkeit auf den Hauptbahnhöfen von Bremen und Hannover sowie auf „besonders gefährdeten Bundesbahnstrecken“ in Niedersachsen sorgen. „Kriminalität, aggressive Bettelei und unbeschreiblicher Schmutz in den Empfangshallen der beiden Hauptbahnhöfe“ hätten die Bahn unter Handlungsdruck gesetzt, begründete ein Sprecher der Bundesbahndirektion Hannover gestern diesen Schritt. Fahrgäste und auch das Zugpersonal hätten sich in letzter Zeit zunehmend bedroht und belästigt gefühlt. Es habe zahlreiche Beschwerdebriefe von Bahnkunden gegeben.

Rund 35 bis 40 uniformierte Mitarbeiter eines Münchener Sicherheitsunternehmens werden vom 1. September an in Hannover und zwei Wochen später auch in Bremen auf Streife gehen. Daneben sollen sie Züge auf besonders „problematischen“ Strecken begleiten.

Auf manchen Nahverkehrslinien müssen sich Zugbegleiter nach Angaben des Bundesbahnsprechers häufig zur ihrer eigenen Sicherheit vor gewalttätigen Schwarzfahrern einschließen. Unlängst sei ein Schaffner im Zug sogar mit einem Messer niedergestochen worden. Für den großflächigen Einsatz des Sicherheitsdienstes muß die Bundesbahndirektion Hannover etwa 3,5 Millionen Mark pro Jahr bezahlen.

Der Hauptbahnhof in Hannover sei nicht gerade ein Aushängeschild für die Messestadt Hannover. Neben aggressiver Bettelei bereite dort vor allem die Drogenszene Probleme. Es sei dem Standort einer in Containern untergebrachten Drogenberatungsstelle in der Nähe des Hauptbahnhofes zuzuschreiben, daß Teile des Bahnhofes sich in einem „ekelerregenden Zustand“ befänden. Nach Schließung der Beratungsstelle fänden sich viele Drogenabhängige im Bahnhof ein. Es könne jedoch nicht Aufgabe der Bahn sein, die sozialen Probleme der Stadt Hannover zu lösen.

Allein im Mai 1993 seien auf dem hannoverschen Hauptbahnhof 600 kriminelle Delikte registriert worden, sagte der Sprecher. Die Dunkelziffer dürfte jedoch noch weit über dieser Zahl liegen. 700 Bahnhofsverweise seien im gleichen Zeitraum ausgesprochen worden. Der Sprecher räumte jedoch ein, daß es bisher schwierig gewesen sei, Bahnhofsverbote zu überwachen.

dpa