Bildung vor dem Abzug

■ Millionen für Zivilisten bei Alliierten

Voraussichtlich bis Ende nächsten Jahres werden die letzten amerikanischen, britischen und französischen Truppen Berlin verlassen haben. Um den noch rund 7.500 Zivilbeschäftigten bei den alliierten Streitkräften den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, wird nunmehr ein berufsbegleitendes Qualifizierungsprogramm angeboten. Derzeit stehen 53 Maßnahmen mit rund 1.000 Weiterbildungsplätzen zur Verfügung. Das Programm wird mit rund 2,5 Millionen Mark vom Senat finanziert, wie gestern der Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Arbeit, Peter Haupt (SPD), anläßlich einer Bildungsmesse im Harnack-Haus der US- Streitkräfte in Dahlem erklärte. Rund 400 Anfragen für das Programm seien bereits eingegangen.

Kritisiert wurde von den Betroffenen, daß lediglich 20 Prozent der Bildungsmaßnahmen mit Abschlüssen der Industrie- und Handelskammer beziehungsweise Handwerkskammer endeten. Mit „netten Urkunden“ seien die Schränke der Mitarbeiter gefüllt, empörte sich Horst Gaudlitz von der Hauptpersonalvertretung der US-Streitkräfte. Er verwies zudem auf den Umstand, daß viel zuwenig Angestellte für die Zusatzqualifizierungen von den alliierten Streitkräften freigestellt würden. Bernard Le Bigot von der Personalabteilung der französichen Streitkräfte kündigte eine flexiblere Handhabung in dieser Frage an. Zugleich müsse aber der Ablauf in den Dienststellen bis zum September 1994 aufrechterhalten werden. Ähnlich sein Kollege von den britischen Streitkräften, Colonel Patric Baird: Die Fortbildungsmaßnahmen und der Bedarf der Einheiten müßten „gegeneinander abgewogen“ werden. Staatssekretär Haupt machte gestern deutlich, daß es eine generelle Übernahme in den öffentlichen Dienst nicht geben werde. Derzeit werde geprüft, inwiefern bei Polizei und Feuerwehr alliierte Zivilangestellte unterkommen könnten. Zugleich wiederholte Haupt die jüngst bekanntgewordenen Überlegungen seiner Verwaltung, schwer vermittelbare Zivilbeschäftigte vorübergehend in einer Personalentwicklungsgesellschaft aufzufangen. Ein Gutachten im Auftrag der Senatsverwaltung hatte unlängst ergeben, daß rund ein Drittel der Beschäftigten „Qualifikations- und Tätigkeitsdefizite“ aufweisen. Severin Weiland