■ Verkehrsdschungel wird gebändigt
: Lob der Trillerpfeife

Wie lang haben wir darauf gewartet; nun endlich ist sie gefunden, die ultimative Wunderwafffe, um den hauptstädtischen Verkehr zu bändigen und ihn strömen zu lassen in geordneten Bahnen, streng nach Gesetz. Wenn Tarzans berühmter Schrei im Dschungel die Bestien lammfromm werden läßt, kann ähnliches auch im Großstadtdschungel nicht falsch sein, dachte sich der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Rainer B. Giesel. Wie ein Fanfarenstoß hallt seine Parole durch die verschnarchten Amtsstuben und läßt den letzten ahnen: jetzt bricht die neue Zeit an. „Unsere Polizei muß noch pfiffiger werden, als sie es ohnehin schon ist, damit der Verkehr besser fließt“, verkündet der Großstadt-Tarzan Giesel. Er begnügt sich nicht mit bloßen Worten; nein, den kurzen Dienstweg beschreiten und Innensenator Heckelmann eine Pfeife überreichen ist für Herrn Giesel eins. Das sei „das einfachste und billigste Hilfsmittel zur besseren Kommunikation zwischen Polizisten und Verkehrsteilnehmern“, hat Giesel festgestellt. Schon ächzt nicht nur das Zeitalter der Telekommunikation im Todeskampf, sondern auch Tausende von Verkehrsrüpeln werden blaß um die Nase. Der Innensenator, der vergangene Woche angesichts einer niederschmetternden Zahl von brutalen Rasern feststellen mußte, die Verkehrsmoral sei an einem Tiefpunkt angelangt, kann Hoffnung schöpfen. Mit der Trillerpfeife kann sich der Polizist wieder Aufmerksamkeit bei Autofahrern, Radern und Fußgängern verschaffen. Autorität gerettet und die Stadt auch – was will man mehr. Der Mann ist zu Höherem befähigt – zumal man von ihm nicht sagen kann, sein Name ist Haase. Gerd Nowakowski