■ Das Portrait
: Steven Spielberg

„Sie werfen einem Amüsierpark ja auch nicht vor, daß er keine Kathedrale ist“, brüllte ein empörter Fan von Spielbergs „Indiana Jones“ einem Kritiker nach, der sich abfällig über den unverfrorenen Rassismus des Films ausgelassen hatte. Mit solcherlei Bedenken ist der aggressiven Unschuld der Spielberg-Kids oder von „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „Jäger des verlorenen Schatzes“ nicht beizukommen. Ein Bewunderer von Hitchcock, Disney und den Sci-fis der fünfziger Jahre, gehört der 1947 geborene Regisseur zu Hollywoods kids movie brats, den Gören, die nur jugendfreie Massenware für die ganze Familie herstellen und damit zu den reichsten Filmemachern der Welt wurden. Seinen schärfsten Konkurrenten und Freund, George Lucas, dem mit seinen „Star Wars“ noch die siebziger Jahre gehörten, ließ er in den Achtzigern mit „E.T.“ weit hinter sich.

Box-Office-Knacker Steven Spielberg Foto: UIP

Als Enkel jüdischer Einwanderer aus Rußland verfügte er schon mit zwölf über erste Heimkino-Erfahrungen. Nach seinem Studium an der kalifornischen Filmhochschule trat er mit dem Kurzfilm „Amblin“ in den Ring, was soviel heißt wie lässig daherschlendern und was später den Namen seiner Produktionsgesellschaft abgab. Während seine eigenen Filme meist auf süßlich-versöhnlichen Noten enden, läßt er andere Regisseure die Horrorszenarien verwirklichen. So ist das Ende des von ihm mitfinanzierten Scorsese-Remakes „Cape Fear“, das splattrige Gemetzel durch einen quasi untoten De Niro, reiner Spielberg.

Sein Lieblingsmuster ist nicht boy meets girl, sondern boy meets his better self. Weil sie nie ganz zueinander kommen dürfen, war wohl die Kulmination von Spielbergs Filmkunst der von ihm produzierte Streifen „Who Framed Roger Rabbit?“, in dem ein Detektiv sich mit Zeichentrickfiguren herumschlagen muß. Da nimmt es kaum wunder, wenn zwischen dem Forscherehepaar in „Jurassic Park“ (siehe Seiten 12/13) ein Kinderwunsch steht, den sie bei Strafe ihres Untergangs nicht verwirklichen dürfen.

Wirklich gespannt darf man sein, wie Spielberg das Thema „Schindlers Liste“ angehen wird, ein dieses Jahr vor den Toren von Auschwitz gedrehtes Opus über einen Mann, der Tausende von Juden rettete. Ob man auf dem Set wohl die Karmeliterinnen sehen wird, die ebenfalls dort draußen herumhuschen? mn