: Der Pflichtbewußte
■ Die taz-Serie zur Wahl / Heute Folge 7: Innensenator Werner Hackmann
Er hat den ungeliebtesten Posten im Senatsgehege: Innensenator. Brrr, da schütteln sich Parteifreunde ebenso mit Grausen wie mögliche Koalitionspartner (Ausnahme natürlich Unions-Hardliner Karl-Heinz Ehlers). Drogenproblematik, Kriminalität, rüpelhafte Polizeibeamte, Asylverfahren, kritelnde taz-Reporter. Mit allem, was ein Behördenleben unangenehm macht, muß sich der Innensenator rumplacken.
Kein Wunder, daß die SPD 1988 monatelang suchen mußte, ehe sich Werner Hackmann in die Pflicht nehmen ließ. Der 46jährige Harburger, seit 1969 Mitglied der SPD, war damit am Ende der roten Behörden-Leiter angekommen: Wissenschaftlicher Angestellter der Fraktion, persönlicher Referent, Staatsrat, Senator. Typische Filzkarriere? Nur bedingt. Hackmann ist nicht nur Sozialdemokrat, er hat auch was auf dem Kasten, so daß er – zumindest in anderen Kommunen – auch ohne Filzmatte was geworden wäre.
Ob Hackmann nochmal einen Satz nach vorn macht, eines Tages dem Senat vorsteht, oder aber doch das Rathaus verläßt und bei einem Privatunternehmen anheuert, dürfte vor allem davon abhängen, ob er früh genug den Absprung aus seinem jetzigen Schreibtischstuhl schafft. Wirtschaftssenator, Fraktionsvorsitzender, das wär's doch. Als Innensenator dürften seine Emissionswerte dagegen nicht nur für die taz auf lange Sicht niedrig bleiben. Und für einen Skandal mit integriertem Karriereeinbruch ist diese Behörde immer gut.
Daß er diesen persönlichen Super-GAU in seiner fünfjährigen Amtszeit vermeiden konnte, ist damit die wichtigste Leistung Hackmanns. Daß er eine Reform seines Amtsmolochs gar nicht erst angegangen ist, muß dagegen zusammen mit der selbstverordneten Bekämpfung der Drogenszene mit falschen Mitteln als größter Flop bezeichnet werden. Seine oftmals gebetsmühlenartig vorgetragene Rückendeckung für die Polizei (Beispiel 16 E-Schicht) wurde vom taz-TÜV-Team dagegen als in diesem Amt kaum zu umgehende Pflichtübung bewertet.
Nicht Pflichtübung, sondern Herzensanliegen war Hackmann dagegen die Streichung, pardon, „das Ersetzen“ des Grundgesetzartikels 16. Lange vor anderen begann Hackmann am 16er zu fummeln. Erfolgreich, wie man meinen könnte. Stimmt aber nicht ganz. Hackmann hatte seine Änderungsvorschläge immer an die Schaffung eines Einwanderungsgesetzes gebunden. Bis zuletzt forderte er dazu eine Senatsinitiative, wurde aber von Voscherau zurückgepfiffen Das Testergebnis im Überblick: Filz: dicht genug Emmissionswerte: berufsbedingt unterdurchschnittlich Leistung: unter seinen Möglichkeiten Uli Exner
Morgen Folge 8: Wirtschaftssenator Hans Jürgen Krupp
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