Bosnien: „Sieg für die Kräfte des Todes“

■ Indizien für neuen Waffengang in Bosnien

Genf/Sarajevo (AP/taz) – Einen Tag nach dem Scheitern der Genfer Friedenskonferenz machen Kroaten und Serben erneut mobil. Die UNO berichtete über Erkenntnisse, wonach Kroatien allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz im Süden und in der Mitte von Bosnien-Herzegowina Truppen zusammenzieht. Truppen aus Serbien würden im Süden der zu Kroatien gehörenden serbischen Krajina konzentriert.

Kroatische Politiker machten als einzige keinen Hehl daraus, daß nun die Gespräche durch einen erneuten Waffengang ersetzt werden. Kroatiens Präsident Franjo Tudjman sagte: „Unglücklicherweise wird der Krieg weitergehen.“ Der bosnische Kroatenführer Mate Boban fügte hinzu: „Die Kräfte des Todes haben die Oberhand gewonnen.“

Die gestrigen Truppenbewegungen legen nahe, daß die von den Serben angedrohte Zweiteilung Bosniens in einen serbischen und kroatischen Teil nun militärisch vorbereitet wird. Die zunächst anhaltende Ruhe an den meisten Fronten wurde als erstes in Mostar gebrochen. Der Vizekommandeur der UNO-Truppen in Bosnien, Cedric Thornberry, erklärte vor Journalisten in Zagreb, der Ostteil der Stadt, in dem 55.000 Moslems eingeschlossen sind, sei von Kroaten „eingekreist und unter schwerem Beschuß“. Jugoslawien- Vermittler David Owen hatte als erstes Kämpfe in Mittelbosnien vorausgesagt.

Thornberry sagte, die Gefahr wachse auch, daß der Konflikt über Bosnien hinausgreift. Auf die Möglichkeit einer solchen Entwicklung wurde in der Delegation des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović in Genf aufmerksam gemacht. Danach beginnt der ständige Niedergang der jugoslawischen Wirtschaft bereits, Bulgarien zunehmend zu belasten. Belgrad setzte gestern erstmals eine Teilrationierung von Lebensmitteln in Kraft.

Izetbegović hatte den Friedensplan mit der Begründung abgelehnt, er garantiere nicht das Überleben eines moslemischen Staates. Seiten 8 und 10