Fluchtpunkt Garage

■ Premiere von Alan Ayckbourns „Ganz unter uns“ im Theater im Zimmer

Des Spießers wichtigstes Fest ist der Geburtstag. Dazu gehört der Geburtstagskuchen, wie von Mama gebacken. Sein Liebstes ist das Auto, auch wenn es nur in der Garage steht. Er beurteilt Menschen nach ihren Sternzeichen, Astrologie ist Ersatzreligion. Er führt schließlich eine mehr oder minder harmonische Ehe. Der englische Vielschreiber Alan Ayckbourn weiß, wie man aus solcherlei ein bittersüßes Komödiensüppchen braut. Regisseur Markus Kopf weiß, wie man es solide und kurzweilig inszeniert. Im Theater im Zimmer hatte nun die Geschichte zweier Ehekatastrophen Ganz unter uns Premiere.

Fluchtort der Figuren ist die Garage, von Christian Masuth mit allerlei Werkzeug, Müll und einem englischen Mini ausgestattet. Großmaul Dennis, von Andreas Klein stets etwas laut und „typisch“ dargestellt, arbeitet dort viel, schafft nichts, kann nichts wirklich, außer seiner Frau Vera mit Witz und hämischer guter Laune das Leben schwer zu machen. Dennis-Ödipus verehrt Mama Marjorie - Marlene Riphahn spielt einen leisen Hausdrachen. Mama verwöhnt Dennis und quält Vera. Em Ende hat die psychisch gestörte Vera eine „mentale Verletzung“, sitzt teilnahmslos vor der Garage. Dennis und Marjorie spielen Ehepaar mit krankem Kind. Christiane Mueller überzeugt völlig als gestörte Vera. Wunderbar, wie sie virtuos Unruhe und Unsicherheit ausspielt.

Pam (Regine Hochmeister) und Neil (Ludwig Christian Glockzin), frustrierte Gattin und Versagerweichei, kommen an den vier Geburtstagen der Eheleute zu Besuch. Ursprünglich wollen sie das Auto kaufen, das womöglich gar nicht mehr fährt. Die Teestunde im Freien mit Sandwichplatten, das Spiel mit der Leiter und defekter Garagentür nutzt Regisseur Kopf für Slapstick und gut choreographierten Klamauk. Aybourn-Stücke, so zeigt sich auch hier, haben oft den Effekt eines Spiegelkabinetts: Konfrontationen mit der eigenen Fratze hinterlassen nicht mehr als ein Lachen .Niels Grevsen