Ein Lob der moderierenden Planungskultur

■ Architektenkammer zieht Fazit der Arbeit der Stadtentwicklungsbehörde

Egbert Kossak nahm kein Blatt vor den Mund: „Da hätten ganz andere Worte fallen müssen,“ kritisierte der Oberbaudirektor der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) die Laudatio von Bürgermeister Henning Voscherau bei der Einweihung des Elbe-Einkaufszentrums. Denn der Konsumtempel zerstöre Arbeitsplätze im Einzelhandel, kleinere Läden wären der Konkurrenz bald nicht gewachsen, ältere Menschen würden dann beschwerliche Einkaufs-Wege auf sich nehmen müssen. Offene Kritik war angesagt auf einer ExpertInnenveranstaltung der Hamburgischen Architektenkammer und des Bundes Deutscher Architekten am Mittwoch abend zum Thema Stadtentwicklung der Hansestadt.

Dabei bekam die Steb von den anwesenden PlanerInnen und Bezirksamtsleitern vor allem Streichelheiten verpaßt. Ihre neue „moderierende Planungskultur“ setze sich positiv von der anderer Ämter ab. „Im Bereich Wohnungsneubau und soziale Brennpunkte wird nicht mehr über die Köpfe der Bezirke geplant“, lobte Altonas Bezirksamtsleiter Hans-Peter Strenge. Nur Ex-Bausenator Wilhelm Rahlfs (FDP) erklärte die Runden Tische zum „untauglichen Planungs-Modell“: Wer die Betroffenen vor Ort mitentscheiden lasse, verwandle „Stadtplanung in eine Teilflächenplanung“.

Die ArchitektInnen kritisierten vor allem, daß es der Planung oft „an verbindlichen Leitbildern“ fehle. Zudem gewinne „das vagabundierende Kapital“ privater Investoren immer mehr an Einfluß. Da nicht die Steb, sondern die Liegenschaft der Finanzbehörde über die Vergabe städtischer Grundstücke entscheide, würde die profitabelste Nutzung einer Fläche meist den Vorrang vor der stadtplanerisch sinnvollsten Nutzung erhalten. Mirjana Markovic vom Bund Deutscher Architekten forderte deshalb: „Die Liegenschaft muß in die Steb eingegliedert werden“.

Auch Egbert Kossak beklagte, daß sich die Zusammenarbeit von Bau-, Wirtschafts-, Finanz-, und Stadtentwicklungsbehörde in letzter Zeit „massiv verschlechtert“ habe. „Wir können unsere Integrationsaufgabe kaum noch wahrnehmen“, befand der Oberbaudirektor, „da die Fachbehörden eine immer rigidere Interessenpolitik betreiben“. Wirtschaftsförderung, Liegenschaftspolitik und Stadtentwicklung würden deshalb mehr gegeneinander als zusammenwirken

. Marco Carini