Stromverschwendung nach dem Ausschalten

■ Immer mehr Elektrogeräte verfügen über „Stand-by“-Betrieb / Vor Energiefraß schützt nur Steckerziehen

Immer mehr Elektrogeräte verbrauchen auch dann Strom, wenn sie ausgeschaltet sind. Denn immer öfter werden Fernseher, Video-Recorder, Hifi-Türme, aber auch einfache Haushaltsgeräte beim Ausschalten nicht mehr völlig vom Stromnetz getrennt, sondern im sogenannten „Stand-by-Betrieb“ weiterhin unter Spannung gehalten. Zwar verbraucht jedes einzelne Gerät dabei relativ wenig Strom, in der Summe und übers Jahr gerechnet können die nicht ganz abgeschalteten Elektrogeräte allerdings die Stromrechnung um weit über 100 Mark in die Höhe treiben.

Die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke geht davon aus, daß mit dem „Stand-by- Betrieb“ von Elektrogeräten jedes Jahr mehrere Milliarden Kilowattstunden Strom verschwendet werden. Besondere Stromfresser im Stand-by-Zustand sind Fernseher und Videorecorder. Bei den Glotzen wird die Bildröhre mit Energie versorgt, damit nach dem Druck auf die Fernbedienung möglichst schnell wieder ein Bild erscheint. Bei Video-Recordern verbrauchen aufwendige Displays und die Stromversorgung für die einprogrammierten Daten je nach Gerät zwischen fünf und 20 Watt, erläutert Frank Neubauer, Elektromeister im Kundenberatungszentrum der Bremer Stadtwerke.

Doch auch zunächst unverdächtige Haushaltsgeräte wie Radiowecker, Mikrowellen, Elektroherde usw. verbrauchen im scheinbar ausgeschalteten Zustand Energie. Sie alle werden immer häufiger mit Zeitanzeigen und anderem technischen Schnickschnack ausgestattet, das mit ein bis zwei Watt zum Stromverbrauch beiträgt.

Gegen diese schleichende Stromverschwendung hilft am einfachsten der Druck auf den Netzschalter. Denn wenn der am Fernseher oder an der Mikrowelle ausgeschaltet ist, fließt tatsächlich kein Strom mehr. Immer mehr Geräte vor allem aus dem Hifi-Bereich haben allerdings keinen Netzschalter mehr. Bei ihnen kann nur noch zwischen „An“ und „Stand-by“ umgeschaltet werden. Sinnvoll ist dies jedoch ausschließlich bei Video-Recordern, da sie beim völligen Abschalten die einprogrammierten Daten verlieren würden. Alle anderen Geräte benötigen im ausgeschalteten Zustand keinen Strom — auch Fernseher nicht. „Die Behauptung, der Stand-by-Betrieb würde die Lebensdauer der Bildröhren verlängern, läßt sich nicht nachweisen“, meint Elektromeister Neubauer.

Wer sich wirkungsvoll gegen den schleichenden Stromfraß schützen will, muß bei Geräten ohne Netzschalter einfach den Stecker aus der Dose ziehen — oder, was meist praktischer ist — eine Steckdose mit Ein-Aus- Schalter benutzen. Dort können dann mit einem Knopfdruck alle Hifi- und TV-Geräte vom Netz getrennt werden.

Noch größere Stromverschwender als im normalen Haushalt sind im Bürobereich zu finden. Viele Kopierer, Computer und Drucker verbrauchen im „Stand-by-Betrieb“ erhelbliche Mengen Strom.

Wer sich vom schleichenden Stromfraß seiner Elektrogeräte selber überzeugen will, kann im Kundenzentrum der Stadtwerke kostenlos ein Strommeßgerät ausleihen. Hinter die Steckdose gehängt, liefert es detaillierte Angaben über den Verbrauch.

Als Reaktion auf die Stromverschwendung im Stand-by-Betrieb haben einzelne Hersteller jetzt begonnen, ihre Geräte mit einer Selbstabschaltung auszustatten. So will Grundig im Herbst einen Fernseher auf den Markt bringen, der sich nach einigen Minuten selbsttätig vom Stand-by-Betrieb verabschiedet. Und auch Kopierer werden zunehmend mit einer solchen Selbstabschaltung ausgestattet — allerdings weniger, um Strom zu sparen, als um die Ozonbelastung der Büroräume durch die vorgeheizten Kopiertrommeln zu vermindern. Ase