piwik no script img

SanssouciVorschlag

■ Anubia Kahn im Quasimodo

Die Augen der Anubia Kahn Foto: Veranstalter

Vieleicht hat sie so starke Lungen, weil sie drei Monate früher als andere vom Licht dieser Welt geblendet wurde. Vielleicht hat auch der jaulende Wolf, der bei ihrer ersten Tagesmutter als Haushund domizilierte, zu ihrer musikalischen Sozialisation beigetragen. Keine Frage, wer hoch hinaus will, braucht ein Image – wer weiterhin so heißt wie jede zweite in Manhattens East Village, läßt Differenzkompetenz vermissen. Der schakalsköpfige Totenhund Anubis steht ihr eines Tages bei einem Museumsbesuch im Weg, das Zünglein an der Waage mimend. Was die ägyptische Mythologie über den Gott der Mumifizierung verrät, beeindruckt sie – gerät ihr zum Gleichnis für das Leben als Künstlerin. Das Urteil der Herzwägung wiegt folgenschwer: wessen Herz nicht gefressen wird, der kann jenseitige Unsterblichkeit erwarten. Im diesseitigen Künstlerleben müsse man sich halt auch alltäglich mit lastiger Verantwortung und hastiger Schicksalstracht herumschlagen, sagt Anubia Kahn. Und wer möchte schon im Durst des Startums ersaufen?

Gerade hat die 23jährige Jazz-Soulerin die Aufnahmen zu ihrer ersten CD beendet, die von Rudy Stevenson produziert wird. Von diesem legendären New-York-Berliner stammen alle Kompositionen, seine Titel wurden von Nina Simone, Wynton Kelly, Dexter Gordon, George Benson bis Diana Ross aufgenommen, und er hat als einstiger Musical Director der Brooklyn Academy of Music mit so ziemlich allen Markenzeichen schwarzer Musik zusammengearbeitet. Neben ihm werden heute abend Reggie Moore, Earl Bostic und Zam Johnson den Soundteppich kehren, auf dem Anubia die große Aretha dann kräftig umarmen kann – vielleicht ein gutes Omen in harten Zeiten. Christian Broecking

Anubia Kahn im Quasimodo, Kantstraße 12a, 22 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen