Marilyns Priester

■ Ernesto Cardenal gastiert für zwei musikalische Lesungen in der Fabrik

Seine „Psalme“ stehen in beinahe jedem linken Bücherregal, sein Konterfei wurde nach dem Sieg der sandinistischen Revolution zu einem Hoffnungszeichen auf einen humanen Sozialismus, seine Fan-Gemeinde in Deutschland dürfte nach wie vor groß sein. Ernesto Cardenal, der erste und einzige Kulturminister Nicaraguas (1987 wurde das Ministerium aus Kostengründen aufgelöst), der Dichter und Priester kommt für zwei Konzertlesungen nach Hamburg. Gemeinsam mit der Grupo Sal, die einen musikalischen Querschnitt durch die zeitgenössische Musik des südamerikanischen Kontinents geben werden, wird Cardenal Gedichte aus seinem 50jährigen Werk vortragen. Seine kritisch-humorvolle Art, mit der er sowohl die politischen wie kirchlichen Zustände in Südamerika, aber auch die alltäglichen Sorgen beschreibt, sind stets von einem humanistischen Leitbild geprägt und dennoch gelegentlich scharf und böse. Der katholische Priester, der Marilyn Monroe würdigt und schon mal den Papst attackiert, wird hauptsächlich Gedichte aus der entscheidenen Zeit während und nach der Revolution, sowie Auszüge aus seinem neuesten, 600seitigen Gedicht „Cantico Cosmico“ lesen. Klaus Götte wird die spanischen Gedichte übersetzen. tlb

Heute und morgen abend,

Fabrik, 21 Uhr