Weltklasse nur für Insider

■ Hockey in Wellingsbüttel: Australien siegt beim Vier-Länder-Turnier Von Lutz Kramer

Frauke Gundlach war zufrieden: „Von zehn Ausstellungungsstücken mußten wir acht verkaufen, weil die Leute uns dazu gedrängt haben.“ Nur soviel: Die Frau handelte mit Regenjacken. Andere waren weniger glücklich. Die zum Beispiel, die mit der S-Bahn gekommen waren und sich bar jeder hinweislichen Ausschilderung im Wellingsbütteler Straßengewirr irgendwo zwischen „Övern Barg“ und „Borstels Ende“ verlaufen hatten. Was sie denn suchten? Olympiasieger und Weltmeister!

Von Freitag bis Sonntag kämpfte mit den Niederlanden, Australien, Pakistan und Deutschland die Hockeyweltelite der Männer beim Uhlenhorster Hockey Club um den Panasonic Cup. Eine Besetzung, die besser nicht hätte sein können.

Dennoch war einer der sechs Hamburger Nationalspieler, Frederick Freddy Ness, ein wenig enttäuscht: „Ich hatte mit mehr Zuschauern gerechnet.“ Doch Wellingsbüttel ist nicht Kuala Lumpur oder Buenos Aires, und so tummelten sich nur zweitausend Hockeyfreunde dort, wo leicht die doppelte Menge Platz gefunden hätte. Um die Begeisterung war es besser bestellt, diese erreichte mit verhaltenem Applaus ihr Maximum. „So ist das eben im deutschen Hockey“, konstatierte Ness und meinte: „Schade, daß es nicht anders ist.“

Auf die Leistungen der Mannschaften hatten das wenig ekstatische Zuschauertreiben und das anfangs nicht minder getrübte Wetter keinen Einfluß. Gespielt wurde nach dem „Jeder-gegen-jeden-Prinzip“, der Endspielcharakter war somit bei allen sechs Begegnungen (Spieldauer: jeweils 70 Minuten) garantiert.

Vor allem die Soli des besten Hockeyspielers der Welt, Shabaz Ahmed, entzückten – soweit erkennbar – das Publikum. Doch im Auftaktspiel nützten diese den dribbelverliebten Pakistanis gegen die Australier wenig. Gegen deren aggressives Angriffshockey war mit Schönspielerei beim 1:3 nichts zu machen. Im anschließenden Spiel Deutschland gegen Niederlande (2:2) ging es sehr hektisch zur Sache. Christian Büdi Blunck, Torschütze zum 1:1, war dabei mit der Multifunktionsrolle als Abwehrchef, Mittelfeldregisseur und Mannschaftskapitän ein wenig überfordert. Zweimal riß er sich nach Duellen mit Gegenspielern die wohl lästige Kapitänsbinde vom Arm und ließ sie zum Zeichen der Anklage auf dem Rasen liegen.

Tags darauf hätte sich Büdi beim 1:2 gegen Pakistan die ganze Spielzeit über im Kapitänsbinden-Zweckentfremden üben können. Es lief nichts im deutschen Team zusammen. So wurde es ein Freudenfest der Pakistani, und deren Fans zeigten den Hamburgern, daß in ihrem Heimatland Hockey ein Volkssport ist und wie dem entsprechend ein Team richtig anzufeuern und zu feiern ist.

Es bedurfte schon des besten aller „Endspiele“ zwischen Australien und den Niederlanden (2:2), um die lethargischen Zuschauer aufzuwecken. Die Niederländer lagen bereits nach zwölf Minuten mit 2:0 in Führung, doch die ebenfalls sehr offensiv eingestellten „Aussies“ hielten mit ihrem „Power-Play“ dagegen.

Dank des 3:2 am Schlußtag über die deutsche Mannschaft wurden die Gäste vom anderen Ende der Welt verdientermaßen Turniersieger vor Pakistan, das die Niederlande mit 2:0 besiegen konnte. Doch selbst dem letzten Platz konnte Bundestrainer Paul Lissek etwas Positives abgewinnen: „Den Favoritendruck für die nächste Weltmeisterschaft sind wir los.“