Vier Berliner bei Busunfall getötet

■ Rückfahrt vom Frankfurter Kurden-Festival endete mit Katastrophe / ÖTV: „Holiday“-Busse oft in Unfälle verwickelt

Erneut endete die Fahrt eines Berliner Busses der „Holiday-Reisen-GmbH“ mit einer Katastrophe: Der vollbesetzte Doppeldecker kam gestern morgen gegen sechs Uhr bei Magdeburg auf der Autobahn A 2 ins Schleudern, kippte darauf gegen die Leitplanke und wurde von dieser teilweise aufgerissen. Dabei wurden 4 Menschen getötet und 53 verletzt. Die Fahrgäste kamen vom Kurden-Festival in Frankfurt am Main.

Bisher ist die Unfallursache ungeklärt, doch wahrscheinlich war der Fahrer übermüdet. Ein Insasse sagte im MDR-Fernsehen, der Bus sei vor dem Unfall mehrfach ins Schleudern gekommen. Er kündigte an, Anzeige gegen den Berliner Veranstalter Holiday-Reisen zu erstatten. Der Fahrer konnte sich noch nicht zu den Vorwürfen äußern, da er unter einem schweren Schock steht, teilte die Polizei mit. Erst im letzten Jahr war ein Bus des Berliner Großunternehmens (150 Busse) in einen Unfall mit mehreren Todesopfern verwickelt.

Die ÖTV richtete gestern schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen. Die Busse von „Holiday-Reisen“ seien oft in Unfälle verwickelt, sagte Karl-Heinz Rutzke der taz. Der Leiter der Abteilung „Private Transporte“ vermutete einen Zusammenhang mit dem häufigen Wechsel des Personals. Das Unternehmen zahle schlechte Löhne, die Mitarbeiter seien deshalb „wenig qualifiziert“. Früher habe es mit dem Unternehmen „so viele Probleme“ gegeben, daß zeitweise die Betriebsgenehmigung entzogen werden mußte.

Er könne einen Verstoß gegen die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten ausschließen, versicherte Holiday-Mitarbeiter Eduard Walcher der taz. „Das weiß die ganze Berliner Szene, daß die rigide mit ihren Fahrern umgehen“, sagte dagegen der Gesellschafter eines kleineren Busunternehmens der taz. Ein Disponent berichtete, daß aber auch andere Unternehmen eine Tour nach Frankfurt von Freitag abend bis Sonntag morgen mit nur einem Fahrer durchführten. Rechtlich sei das auch korrekt, bestätigte er: „Die Frage ist nur, ob sich ein Fahrer wirklich erholen kann, wenn er tagsüber schlafen soll.“

Bereits am Freitag waren bei einem Busunglück in Bayern 61 Menschen verletzt worden. Vor einem Jahr hatte eine ganze Serie von Busunfällen mit zahlreichen Todesopfern zu massiver Kritik an den Busunternehmen geführt. Bei Kontrollen stellte die Polizei fest, daß Lenkzeiten regelmäßig überschritten, Ruhepausen nicht eingehalten wurden. Allein in diesen Sommerferien ergaben Kontrollen des Berliner Landesamtes für Arbeitsschutz und technische Sicherheit 504 Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeitvorschriften. ca/diak