Friedliche Demo gegen Rechts an der Grenze

■ 800 Demonstranten, 500 Polizisten

Frankfurt/Oder (taz) – 100 Polizisten, fünfzehn Wannen. So viel Grün zierte die triste Plattenbausiedlung in Berensinchen, einem Stadtteil von Frankfurt/Oder, noch nie. Auf dem Parkplatz eines Supermarktes begann hier am Sonnabend eine Demonstration unter dem Motto „Offene Grenzen für Alle“, die sich vor allem gegen Rassismus und Nationalismus in Deutschland richtete.

Schon Stunden bevor die ersten Demonstranten eintrafen, umkreisten Scharen von Polizisten in Kampfmontur den Platz. Die Einsatzkräfte waren sichtlich nervös, war doch im Vorfeld kräftig die Gefahr autonomer Randale an die Wand gemalt worden. Rund 800 Teilnehmer nahmen an der Demonstration teil. Da konnte die Polizei gut mithalten. Insgesamt waren zwei Hundertschaften vom Bundesgrenzschutz samt Polizeibooten und Wasserwerfer sowie drei brandenburgische Hundertschaften im Einsatz.

Einer der Initiatoren von der Antirassistischen Initiative bat den zuständigen Einsatzleiter Pfarr, die massiv auftretenden Beamten etwas zurückzuziehen. „Viele von uns fühlen sich dadurch bedroht“, meinte er. „Stellen Sie hier keine Forderungen!“ entgegnete der Einsatzleiter. Und weiter: „Wenn Sie Spielereien machen, werden wir dafür sorgen, daß wir die Sieger sind.“ Innenminister Ziel, den Fall Prieros im Nacken, will sich offenbar keine neue Panne leisten. Der Zug setzte sich in Bewegung, eng umschlossen von grünen Ketten. Gelegentlich wurden die Demonstranten aufgehalten. „Die einzelnen Vermummungen sind zu unterbinden. Punkt!“ brüllte Pfarr in die Menge. Nur einmal wurde aus dem Zug heraus ein Stein geworfen, Farbbeutel trafen den Bürokomplex Oderturm. Drei Demonstranten wurden deshalb vorläufig festgenommen.

Weit abseits sichtete die Polizei etwa einhundert Rechtsradikale. Waffen und Wurfgeschosse wurden sichergestellt. Nach Angaben der Einsatzleitung konnten die Skins durch Gespräche davon abgehalten werden, sich dem Zug zu nähern.

Die Demonstration gegen Rassismus endete unter der Oderbrücke, an der Grenze zu Polen, zu Slubice. Hier sollte eigentlich noch gefeiert werden. Doch der Strom fehlte. So fand der Aktionstag unter der Brücke bereits gegen 19 Uhr sein Ende, während auf der Brücke die Wasserwerfer und Dutzende von Polizisten weiter vergeblich auf ihren Einsatz warteten. Anja Sprogies