Thomas, der Taktiker mit den guten Manieren

■ Die taz-Serie zur Wahl / Heute Folge 10: Babyface Doktor Thomas Mirow, Chef der Senatskanzlei

Es brauchte einen Taktierer und Intrigierer wie den Stadtchef Henning Voscherau, damit der Chef der Senatskanzlei endlich ein „Senator“ statt „Staatsrat“ auf der Visitenkarte führen darf. Seit dem 26.Juni hat auch Hamburg einen Kanzleramtsminister: Dr.Thomas Mirow. Sein Job? Mirow zur taz: „Dafür sorgen, daß das geschieht, was die Leute von uns erwarten. Intern die Dinge in die richtige Reihenfolge bringen, damit eine erfolgreiche Regierung dasteht, auf welche sich die SPD als Partei beziehen kann, wenn sie um ihre Wiederwahl ringt.“

Man und frau beachte hier das Wörtchen „intern“: Der 40jährige Senats-Youngster mit Tolle, Brille und Scheitel und dem bubenhaften Gesicht, das ihm das Prädikat „Baby-face“ einbrachte, ist ein Leisetreter par excellence. Sein Beruf: Drahtzieher. Egal, ob als rechte Hand von Voscheraus Vorgänger Dohnanyi oder als privater „Polit-Consulter“. Er verfügt über keine eigene Hausmacht und ist in Sachen Filz dennoch allererste Sahne: Lobbyisten die Türen öffnen, gewünschte Ergebnisse produzieren ist sein Lebensinhalt. Testergebnis: Weberknecht Mirow spinnt feste am dichten Gewebe des Hamburger Filzes.

Der promovierte Politologe Mirow verfügt über ausgezeichnete (großbürgerliche) Umgangsformen, einen überdurchschnittlichen IQ und einen bemerkenswerten aktiven Wortschatz, wie das taz-Test-Team anerkennend festhalten muß. Seine wenigen öffentlichen Auftritte gingen dennoch ziemlich daneben. In schlechtester Erinnerung ist uns sein öffentliches Management des Streits um die jüdischen Gebeine im Bauplatz des Ottensener Quarrèe. Im Testfeld „öffentliche Emissionswerte“ patzt der smarte Senator.

Als großer Kommunikator im Senatsgehege wechselten bei ihm Licht und Schatten. Sein grundlegender Mangel an politischer Witterung für Bürgerstimmung und seine Defizite an Konzept- Denken schließlich haben einen wesentlichen Anteil am miesen und widersprüchlichen Leistungsbild des gesamten Senats. Nur mit einem ist immerhin Mirow selbst zufrieden: „Beim Zustandekommen des NDR-Staatsvertrages habe ich eine nicht ganz unerhebliche Rolle gespielt.“ Wenn heute auch Fußballfans in Greifswald auf Niederlagen des HSV auf NDR 2 bejubeln dürfen, so verdanken sie dies auch ein bißchen dem Medienpolitiker Mirow. Ist das etwa nix?

Florian Marten

Das Testergebnis im Überblick: Filz: Allererste Sahne Emissionswerte: Allzu bescheiden

Leistung: Mangelhaft