■ Das Portrait
: Bruno Comby

„Der Gedanke, Insekten zu essen, stößt zunächst auf psychische Barrieren; und doch schmecken sie köstlich, sehr delikat und sogar besser als Kaviar oder Gänseleberpastete“, behauptet Bruno Comby. Ja, er geht sogar noch einen Schritt weiter und weist in seinem Buch „Köstliche Insekten“ (deutsch bei Eichborn) nach, daß sich mit Hilfe der Insekten die Nahrungsprobleme der Welt lösen lassen. Comby wurde 1960 in Rochefort-sur-Mer in Frankreich geboren. Er besuchte die Elite-Uni „Ecole Polytechnique“, ist Ingenieur der Nuklearphysik und Graduierter der Ecole Nationale Supérieure des Techniques Avancées. Heute arbeitet er als Leiter des „Orkos“-Laboratoriums, eines wissenschaftlichen Labors, das sich mit Fragen der Gesundheit und der Ernährung beschäftigt. Seit 1988 befaßt sich Comby intensiv mit Insekten. Er selbst ißt sie regelmäßig und hat mehr als 200 verschiedene Arten probiert.

Insektenesser Comby

Inzwischen ist es ihm auch gelungen, eine Industrieproduktionsmethode für Insekten zu entwickeln. Unter günstigen Bedingungen kann ein Stubenfliegenpärchen in einem halben Jahr 100 Billionen Nachkommen erzeugen. Das entspräche – „erntete“ man den Nachwuchs im Larvenstadium – 300 Tonnen reinen Eiweißes. Ende der 80er Jahre wurde das Weltdefizit an Proteinen auf 30 Mio. Tonnen geschätzt. Eine industrielle Haltung von Insekten könnte diese Lücke stopfen. Dabei sind die Tierchen auch noch lecker: Maden schmecken wie Tortencreme, Wasserwanzen nach Gorgonzola, Wespenlarven nach Mandeln und Spinnen nach Erdnußbutter. Comby appelliert deshalb an uns Mitteleuropäer, „Vorurteile zu überwinden und mit gutem Beispiel voranzugehen“. In „Combys Bistro“, das er in Verbindung mit seiner Versuchsküche am Rande von Paris etabliert hat, stehen unter anderem „Grillen in Schokoladenmantel“, „Springende Pfannkuchen“ und „Larven- Suprème“ auf der Speisekarte und finden reißenden Absatz. Und auch bei uns gibt es verwöhnte Leckermäuler, die sich für das Krabbelzeug interessieren. So verzehrte Thomas Gottschalk, der Bruno Comby in seiner Fernsehshow präsentierte, ohne Umschweife Grillen, Bienenlarven und Schmetterlingspuppen. Aber was heißt das schon – der Mann mampft schließlich auch in aller Öffentlichkeit Hamburger und Gummibärchen. Karl Wegmann