Zähe Zustimmung für Arafat in Syrien

Hafis al-Assad duldet das Autonomieabkommen zwischen PLO und Israel  ■ Aus Kairo Khalil Abied

Vor der Presse hatte PLO-Chef Jassir Arafat gestern nur gute Worte über den syrischen Präsidenten Hafis al-Assad. Nach sechsstündigen gemeinsamen Gesprächen bedankte er sich für „die wertvollen Ratschläge“ seines „lieben Bruders“. Assad revanchierte sich für die Nettigkeiten mit einer Erklärung, wonach sich Syrien nicht gegen das von der PLO-Führung und der israelischen Regierung in Geheimgesprächen ausgehandelte Abkommen über eine Teilautonomie der Palästinenser stellen wird.

Der syrische Präsident hatte sich bisher mit Erklärungen zu dem Plan zurückgehalten. Die staatlich gelenkte syrische Presse hatte aber das Abkommen scharf kritisiert und eine umfassende Friedenslösung für den Nahen Osten gefordert. Ein wichtiger Bestandteil sei der vollständige israelische Rückzug aus den 1967 eroberten, syrischen Golanhöhen. Daß die syrische Führung das Abkommen dennoch duldet, geht auf tagelange diplomatische Bemühungen der Regierungen Ägyptens und der USA zurück.

Assad und Arafat sind intime Feinde. Jahrelang hatte der Palästinenser in der syrischen Hauptstadt „Hausverbot“. Diesmal durfte Arafat im Gästehaus des syrischen Premierministers logieren. Staatsoberhäupter werden in Syrien üblicherweise in dem Gästepalast von Präsident al-Assad einquartiert. Arafat wurde in Damaskus zwar als „Herr Präsident“ empfangen. Den in den meisten arabischen Staaten üblichen Zusatz „des Staates Palästina“ enthielt man ihm aber vor. Dieser kleine, aber feine Unterschied deutet auf die Differenzen zwischen dem PLO-Chef und der syrischen Führung in Hinsicht auf das Teilautonomieabkommen mit Israel.

Der Delegation Arafats gehörten der als „Außenminister“ der PLO gehandelte Farouk Qaddoumi und das Mitglied des Fatah- Zentralkomitees, Mahmoud Ghoneim, an. Ghoneim galt bis vor wenigen Tagen als Gegner des Abkommens, war aber bei der Sitzung des Fatah-Zentralkomitees am Wochenende in letzter Minute „umgefallen“. Die Palästinenser versuchten Assad davon zu Überzeugen, daß sie Syrien durch die Geheimverhandlungen mit den Israelis nicht in den Rücken fallen wollten. Sie versprachen, daß die PLO ihr Verhandlungstempo verlangsamen werde, bis sich eine Einigung zwischen Syrien und Israel abzeichnet.

Arafat hofft nun, daß Syrien die Unterstützung für die dem Abkommen feindlich gesonnenen PLO-Gruppen einstellt. In Damaskus haben die „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) George Habbaschs und die „Demokratische Front zur Befreiung Palästinas“ unter Naef Hawatmeh ihren Sitz. Arafats Versuche, gestern in Damaskus mit Vertretern beider Gruppen zu sprechen, wurden von diesen jedoch abgelehnt.

Vor seiner Reise nach Syrien konnte der PLO-Chef im arabischen Lager Pluspunkte sammeln. Die sechs im Golfkooperationsrat zusammengeschlossenen Staaten begrüßten am Sonntag „das Abkommen zwischen der PLO und Israel als einen ersten Schritt, um eine endgültige Lösung für das palästinensische Problem und den arabisch-israelischen Konflikt zu erreichen“. Diese Formulierung soll auf Betreiben der USA zustande gekommen sein. Syrien sollte damit positiv gestimmt werden. Ursprünglich hatten die Vertreter der Golfstaaten und Saudi- Arabiens geplant, sich nicht zu der Angelegenheit zu äußern. Auch der Umschwung des Königs von Jordanien zugunsten des Abkommens soll durch die Bemühungen von US-Diplomaten unterstützt worden sein. Der syrische Präsident hätte sich zwar gegen PLO- Chef Arafat stellen können. Viel schwieriger wäre es für Assad aber gewesen, gegen Jordanien, Saudi- Arabien und die Golfstaaten Position zu beziehen.

Die Schwierigkeiten Arafats, die verschiedenen PLO-Fraktionen und die Regierungen verschiedener arabischer Staaten für das Abkommen mit Israel zu begeistern, verzögern die Ratifizierung des Papiers. Arafats Berater Nabil Schaat dementierte am Sonntag abend Meldungen, wonach das Abkommen schon am 13. September unterschrieben werden könnte. Die US-Regierung hatte auf eine gegenseitige Anerkennung von PLO und israelischer Regierung an diesem Termin in Washington gehofft.

Für Mittwoch ist in Tunis eine Sitzung des PLO-Exekutivkomitees geplant. In palästinensischen Kreisen wird erwartet, daß dieses oberste Gremium der PLO Arafats Vorhaben zustimmt. Zwei Mitglieder des Komitees sind aus Protest gegen das Abkommen zurückgetreten. Von den Vertretern der PFLP und DFLP wird angenommen, daß sie die Sitzung boykottieren.