Mehr Atommüll soll nach Gorleben

■ Proteste und 12.000 Einwände gegen neue Genehmigung

Hannover (taz) – Mit einer symbolischen Abrißaktion hat gestern in Gorleben die Erörterung für eine „erweiterte Nutzung“ des dortigen Atommüll-Zwischenlagers begonnen. Während in der Gorlebener Mehrzweckhalle die Diskussion über die künftige Einlagerung von WAA-Abfällen im Zwischenlager begann, verliehen auf dem Gelände selbst 15 AKW- Gegner ihrer Forderung nach sofortigem Abriß der Zwischenlagerhalle Nachdruck: Sie bestiegen das Dach des Pförtnerhäuschens des Zwischenlagergeländes und entfernten dort die Dachziegel.

Mit ihrem Antrag auf Erweiterung der Einlagerungsgenehmigung leitet die Betreibergesellschaft BLG eine neue Runde in der mehr als zehn Jahre dauerden Auseinandersetzung um die Zwischenlagerhalle ein. Während nämlich schon vor genau zehn Jahren, am 5. September 1983, die Einlagerung von sogenannten Castor-Behältern mit abgebrannten Brennelementen in Gorleben genehmigt worden war, steht die 190 Meter lange Halle nach wie vor leer. Die Einlagerung der hochradioaktiven Behälter hatte die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg mit Blockade-Aktionen und juristischen Schritten immer wieder verhindert. Und gegen die erweiterte Genehmigung, die die BLG jetzt beantragt hat, haben 12.000 Bürgerinnen Einwände erhoben.

Die Betreiberin will erreichen, daß neben den Castor-Behältern mit normalen abgebrannten Brennelementen auch in Glas eingeschmolzene Abfälle aus La Hague und Sellafield in Gorleben eingelagert werden dürfen. Zudem soll die Genehmigung auf die Lagerung der besonders gefährlichen abgebrannten Mox-Brennelemente und auf Brennelemente aus Forschungsreaktoren erweitert werden. Die Gesamtmenge von hochradioaktivem Schwermetall, das die Halle aufnehmen darf, soll von 1.500 Tonnen auf 3.800 Tonnen steigen. Die Strahlenbelastung in der Umgebung würde sich von jetzt genehmigten 9 Millirem auf 22 Millirem erhöhen. Der erlaubte Grenzwert liegt bei 30 Millirem.

Entscheiden muß über die Genehmigung das Bundesamt für Strahlenschutz. Dem trauen die örtlichen Atomkraftgegner aber nicht viel Gutes zu. Die Mehrzweckhalle blieb deshalb gestern trotz der 12.000 Einwendungen weitgehend leer. Ab mittags blieb die BI dem Termin sogar völlig fern und überließ es den Vertreten der Kommunen, Bedenken gegen die Erweiterung vorzubringen. Die BI plant schon jetzt eine Klage gegen die neue Genehmigung. ü.o.