Raucher atmen auf

■ Seehofer-Pläne ohne Chance

Berlin (taz) - Mit seinem Plan, von Rauchern und Extremsportlern höhere Krankenkassenbeiträge zu kassieren, steht Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) allein da. Udo Barske, Sprecher der Allgemeinen Ortskrankenkassen, meinte zu dem Plan, er sei „weder sinnvoll noch praktikabel“, da nicht nachgeprüft werden könne, wer wieviel rauche und trinke.

Umstritten ist auch Seehofers Vorstellung von Risikogruppen. Sabine Rüsberg-Uhrig, Sprecherin der Barmer Ersatzkasse, bezeichnete Seehofers Vorschlag als „unausgegoren“. Autofahrer oder Menschen, die sich mit zuviel Fett ernähren, seien ebensolche Risikogruppen wie Raucher. Statt höherer Beiträge sind die Vertreter der Krankenkassen und der Ärztevereinigungen für zusätzliche Abgaben auf Zigaretten und Alkohol, deren Erlös den Krankenkassen zur Verfügung stehen soll. Ingrid Hasselblatt, stellvertretende Vorsitzende der Ärztevereinigung Hartmannbund, schlug vor, jede Packung Zigaretten zwei Mark und jede Flasche Schnaps fünf Mark teurer zu machen. Sogar „Nascher“ sollten unter die Risikogruppen fallen – die Bundesärztekammer hat eine Gesundheitsabgabe für Süßigkeiten gefordert.

Nach weiteren Plänen Seehofers sollen künftig Nebeneinkünfte wie Zinserträge und Miet- oder Pachteinnahmen zur Bemessung der Krankenkassenbeiträge herangezogen werden. Bei der Beitragsbemessungsgrenze von 5.400 Mark monatlich solle es aber bleiben.

Die Mitarbeiter im Bundesgesundheitsministerium hat die rege Diskussion der Vorschläge Seehofers überrascht. Auf Nachfrage, ob das verletzungsträchtige Fußballspiel schon Risikofaktor sei, wich ein Sprecher des Ministeriums aus: Mit der Abgrenzung der Risikogruppen gebe es noch Schwierigkeiten. nik