„Die Situation in Berlin reizt mich!“

■ Der renommierte Hamburger Galerist Ascan Crone verabschiedet sich nach Berlin

taz: Herr Crone, die jetzige Ausstellung mit den fluxushaften Objekten von Georg Herold wird Ihre letzte in Hamburg sein. Nach zehn Jahren haben Sie beschlossen, mit Ihrer Galerie nach Berlin zu gehen. Dies geschieht, wie Sie betonen, ohne Groll über Hamburg, aber mit viel Neugier auf Berlin. Ist denn dort ein besserer Markt?

Crone: Daß diesem Wechsel soviel Aufmerksamkeit geschenkt wird, finde ich fast rührend. Nun, bei einer international operierenden Galerie ist die Frage des Standpunktes ökonomisch nicht so entscheidend. Es wird in Berlin mindestens nicht schlechter sein, aber die Situation und Geschichte dort reizt mich doch sehr.

taz: Wir würden ja gerne Vorwürfe hören, die Sie der Hamburger Kulturpolitik zu machen haben.

Crone: Nein, das ist nicht meine Absicht, und ich finde, man unterschätzt Hamburg in dem Bereich doch sehr. Es ist hier Tradition, daß die Kulturinstitutionen Bürgergründungen sind. Der Ruf, sich schwerzutun mit moderner Kunst, hat es mir jedenfalls nicht schwer gemacht. Im Gegenteil, ich weiß gar nicht, wo das so gut ist in Deutschland, im Moment. Die Leiter der drei Institute der Kunstmeile stehen in positiver Konkurrenz. Mit unterschiedlichem Naturell und unterschiedlichen Interessen fokussieren sie die zeitgenössische Kunst, die doch ein gewisses Stiefkind der Stadt war. Dazu kommt jetzt noch die neue Kunsthalle.

taz: Liegt Hamburg nicht zu abseits?

Crone: „Hamburg liegt wie die Antarktis - man muß dahin wollen“, hat Marcel Odenbach, ein Künstler von mir mal formuliert. Für Köln sprach natürlich die geographische Lage, das wird sich jetzt doch etwas ändern. Aber genauso wenig wie wir eine Laufkundschaft von der Straße haben, haben wir eine, die in Flugzeugen sitzt.

taz: Geben Sie der nach Osteuropa orientierten Messe „ART-Hamburg“ eine Chance?

Crone: Nein, ich halte sie für völlig überflüssig. Es besteht in ganz Europa kein Bedarf für eine neue Messe. Und eine Ost-Messe hat fast etwas Zynisches. Als Christos Joachimides 1982 die Ausstellung Zeitgeist machte, ist ihm in Ungarn gesagt worden: kommen Sie in zehn Jahren wieder. Daran hat sich wenig geändert.

taz: Bleiben Sie privat hier?

Crone: Nein, man muß in der Stadt präsent sein, in der man was bewirken will.

taz: Haben Sie einen Kernsatz?

Crone: Nein. Höchstens, daß das Ewige in der Kunst ziemlich gleich bleibt. Ich glaube, die Bedeutung und Funktion von Kunst hat sich trotz unterschiedlicher sozialer Strukturen in den Jahrhunderten kaum verändert.

Fragen: Hajo Schiff