Per Laser, Schallwelle und Minispion

■ Gegen moderne Überwachungselektronik nützen Vorsichtsmaßnahmen nichts mehr

Das Problem ist aus allen möglichen Fernsehkrimis bekannt: Sie haben etwas zu sagen, doch der potentielle Lauscher soll davon nichts mitbekommen. Sie stellen also das Radio an, Sie drehen vielleicht den Wasserhahn in der Küche oder die Dusche auf – wenn Sie ganz besonders vorsichtig sind, sprechen Sie nicht, Sie schreiben statt dessen ihrem Gesprächspartner auf einen Zettel, was Sie ihm sagen wollen.

Ob das funktioniert? Nein, Pech gehabt. Das Urteil kommt aus berufenem Munde: US-Lauschspezialisten des FBI versicherten einer Delegation der Bonner Rechts- und Innenausschüsse, die Anfang Juni in den USA weilte, daß sie in der Lage sind, Gegenmaßnahmen von Überwachten zu erkennen und auszuschalten. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind bewußt verursachte Störgeräusche längst kein Hemmnis mehr für eine elektronische Überwachung. Der Geräuschpegel des laufenden Wassers, Radio- oder Fernsehschall kann von den Observanten elektronisch herausgefiltert werden.

Technisch ist allerhand zu machen: Ein winziges Loch, vom Nachbarraum in die Wand oder von der Wohnung in der Etage über Ihnen in die Decke des Zimmers gebohrt, beherbergt die Linse der Videokamera; das empfindliche Mikrophon kann im Bilderhaken Ihres Familienfotos versteckt worden sein. Langlebige Minispione werden bevorzugt in Lampen oder Steckdosen installiert, läßt sich doch so die Stromversorgung für den winzigen Sender nutzen.

Weniger aufwendige Methoden der Überwachung: Ihr Telefonapparat wird von außen angesteuert, so daß von der Sprechmuschel auch bei aufgelegtem Hörer alle Geräusche nach außen übertragen werden. Eine andere Variante: Ein unsichtbarer Laserstrahl wird auf Ihr Fenster gerichtet. Die Schallwellen Ihrer Stimme versetzen die Glasscheibe zwar nur geringfügig in Schwingungen, doch der reflektierte Laserstrahl erlaubt, diese wieder in Sprache quasi rückzuübersetzen.

Sie gehen also in den Park, um Ihren Gesprächspartner unbelastet zu informieren. Gefährlich: Richtmikrophone könnten auf Sie gerichtet sein! Meiden Sie in der Öffentlichkeit vor allem die Parkuhren. Die Groschengräber werden beispielsweise von den US-Behörden besonders gern zur Installation der Observationselektronik herangezogen.

Ihr Faxgerät und Ihr Computer sind nach heutigen Standards auch nicht unbedingt als sicher zu bezeichnen. Die Telekopie läßt sich wie das Telefon mühelos überwachen. Und was Sie auf dem Bildschirm Ihres Desktops haben, können Spezialisten über eine auf das Stromkabel gesetzte Abtasteinrichtung in beliebige Entfernungen übertragen. Meiden sollten Sie auch die neuen mobilen Telefone. Der digitale Funksprechverkehr läßt sich zwar so verschlüsseln, daß er nicht abgehört werden kann. Doch die zuständigen Behörden sind bereits eingeschritten: Sie haben den Mobilfunkbetreibern die Order erteilt, entsprechende Lauschmöglichkeiten zu schaffen. Wolfgang Gast