■ Soundcheck
: Freedy Johnston

Heute abend: Eine Welt, zwei Liedersänger, diametrale entgegegesetzte Charaktere: Gary Floyd von Sister Double Happiness glaubt jeden Morgen an den Eintritt des Jüngsten Gerichts und singt seine Rhythm'n'Blues-Nummern seit sechs Jahren ebenso (Fabrik, 21 Uhr). Grant Lee „BuffaloPhillips dagegen ist ein optimistischer Amerikaner, dem die späten 60er heilig sind und der weiße amerikanische Folkmusik geradlinig verrockt (Logo, 21 Uhr).

Gehört: Freedy Johnston. Mit horizontweiten Akkorden und schmelzigem, cremig-rutschfähigem Gesang machte Freedy Johnston vor 50 geladenen Gönnern, Conaisseuren und Genießern in Romantik. Johnston berichtete von „Träumereien im Schatten“ und lenkte mit einer stattlichen Anzahl ähnlich poetischer Zärteleien die Aufmerksamkeit sanft auf seinen Gitarristen „Kevin“. Der kannte sich in sämtlichen Gitarren-Meister-Schulen von George Harrison bis Jerry Garcia aus und steuerte regelmäßig Temperament zu der Komposition seines doch immer wieder schmusig oder kosig eingestellten Kollegen bei. Johnston glaubt an seine Lieder wie der Gralsritter an seine Mission. Normalerweise gehört eine solche Einstellung zum Wesen der Pop-Musik, im Fall Johnstons fehlten dazu allerdings etwas Humor und die Bereitschaft, die Welt immer mal wieder auf die leichte Schulter zu nehmen.

Kristof Schreuf

Foto: Jörg-Martin Schulze