Methadon: Nur besser als gar nichts

■ Bremer Wissenschaftler haben 1993 die Substitution wissenschaftlich begleitet

Substituierten Drogenabhängigen geht es mit Methadon besser als ohne, aber insgesamt schlechter als noch vor einem Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt der 2. Zwischenbericht der Begleitforschung zur Methadonsubstitution in Bremen, den das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) erarbeitet hat. Eine der Ursachen für die „relative Verschlechterung des psychischen Zustandes der Substituierten“ sei der „Mangel an psychotherapeutischen Betreuungsplätzen“.

Der Bericht stützt sich zum größeren Teil auf die gleichen Substituierten wie der erste Bericht von 1992 (ca 70%). 134 von damals 198 Substituierten wurden auch im letzten Jahr wissenschaftlich begleitet (35 von 198 haben die Behandlung beendet). Die fehlende, psychosoziale Betreuung von Substituierten ist nach Einschätzung der BIPS- Wissenschaftler „eher der mangelhaften Versorgung als den Substituierten anzulasten.“

Einem deutlichen Wandel sind im letzten Jahr die Ziele der Substitutionsbehandlung unterzogen. 1991 war noch die Drogenabstinenz das vordringliche Behandlungsziel der niedergelassenen Ärzte, die Methadon-Patienten behandeln. Im Zentrum der Behandlungsziele steht jetzt die „seelische Stabilisierung“ der Substituierten. Kommentar BIPS: „Diese Änderung bei den Substitutionszielen legt die Vermutung nahe, daß sich die anfänglich hoch gesteckten Ziele inzwischen relativiert haben.“

„Die Verschlechterung der seelischen Situation 1992 gegenüber 1991 wird bei den Arztangaben über das Vorhandensein von Krankheiten noch einmal bestätigt“, heißt es im Forschungsbericht weiter. Sowohl bei seelischen als auch bei körperlichen Krankheiten haben die Ärzte unter ihren Methadonpatienten Steigerungen beobachtet. Allerdings ist der Gesundheitszustand der Patienten immer noch beser als zum Beginn der Substitution, melden die Ärzte.

Differenziert nach Männern und Frauen entwickelte sich die sozio-ökonomische Situation der Substituierten unterschiedlich. Während gegenüber 1991 deutlich mehr Frauen in einem Beschäftigungsverhältnis stehen (15% zu 4% im Vorjahr), ist die Tendenz bei den Männer umgekehrt: Hier sank die Zahl derjenigen, die sich überwiegend eigentändig über Wasser halten können, um zehn Prozent. Das Gesamtbild ist in beiden Grupeen ernüchternd: Mehr als 50% der Frauen und 40% der Männer beziehen ihren Lebensunterhalt über Sozialhilfe. 70% der vom BIPS befragten Substituierten sind ohne eigenes Einkommen, bei den Männern können sich 20% ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.

Viel getan hat sich dagegen bei der Unterbringung der Substituierten. Mehr als 80% der vom BIPS befragten Frauen verfügen mittlerweile über eine eigene Wohnung. Bei den Männern nahm der Anteil der Männer in Wohnunterkünften dagegen zu. Insgesamt aber gibt es nach Angaben des ehemaligen Bremer Drogenbeauftragten Guus van der Upwich in Bremen derzeit „mehr Unterbringungsangebote als nachgefragt werden.“

Ein für die Bremer Drogendiskussion wichtiges Thema ließ das BIPS in seiner 2. Begleitstudie offen: Ob nämlich die Substitution den Ausstieg aus der Drogenabhängigkeit ebnet. mad