Der gute Stern

Drei Monate ohne Bewährung für Markus Privenau. Ein hartes Urteil, fast ein Signal. Aber eben nur fast. Zwar hat am Ende ein Juraprofessor mit einer unerträglicher Suade einen Bremer Richter provoziert, aber unter dem Strich war das ein Verfahren der verpaßten Chancen.

Man hätte sich wünschen können, Markus Privenau hätte sich politisch erklären müssen. Doch gefragt hat ihn keiner, keiner wollte mehr von den Hintergründen wissen als unbedingt nötig. Und das Gericht hat eine noch größere Gelegenheit verpaßt: Die Vernehmung des Mittäters. Der gute Stern eines bekannten Namens steht über Hendrik Ostendorf. Alle wissen es, keiner sagt es öffentlich, daß der Sohn eines ehemaligen Regierungssprechers und jetzigen Geschäftsführers von KPS (Stadtfest, Weser Report) eine zentrale Figur in der rechtsextremen Szene ist. Aber wer hält den Kopf hin, wenn dahinter der einflußreiche Papa steht? Die Staatsanwaltschaft hat Hendrik Ostendorf geladen, aber auf eine Vernehmung verzichtet. Angst vor der eigenen Courage?

Wir leben in Zeiten, in denen die Auseinandersetzung mit rechtem Gedankengut offensiv geführt werden muß. Daß ein Richter mal seine demokratische Seele nach außen stülpt, das reicht nicht. Jochen Grabler