Aktionstag gegen Rassismus

■ Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung am Sonntag im Lustgarten / „Seid wachsam – schützt die Demokratie“

Wenn alle Osttraditionen verschwinden, eine soll wenigstens bleiben: das jährliche Treffen zur Erinnerung und Mahnung an die Nazidiktatur am zweiten Sonntag im September im Lustgarten. Jahrzehntelang mißbrauchte die SED- Regierung diesen antifaschistischen Tag zu gewaltigen Lobeshymnen auf den eigenen Staat, nach der Wende wurde er zu einem stillen Tag der Begegnung von antifaschistischen Initiativen. Im September 1945, in einem Stadion in Neukölln, wurde erstmals in Berlin aller Opfer des Faschismus gedacht.

Jetzt verleihen Namen wie Rostock, Hoyerswerda, Mölln, Solingen, Hünxe, Dolgenbrodt und die Renaissance von neonazistischen Aktivitäten überall diesem traditionellen Tag eine neue Aktualität. Die Liste der veranstaltenden Initiativen und Unterstützer ist deshalb schier endlos. Gewerkschaften und Kirchengruppen sind dabei, Arbeitslosenverbände, der Jüdische Kulturverein, Parteigruppierungen und Dutzende von antirassistischen Gruppen und Grüppchen.

„Seid wachsam – schützt die Demokratie“ heißt in diesem Jahr das Motto des Aktionstages. Der „Gleichgültigkeit und dem Schweigen“ gegenüber ausländerfeindlichen Gewalttaten soll ein Zeichen gesetzt werden, sagte gestern Hans Coppi vom Bund der Antifaschisten. Die Menschen sollen ermutigt werden, für Frieden und Toleranz einzutreten. Die Veranstaltung beginnt am 12. September um 11 Uhr mit einer Ansprache von Pfarrer Liedke von der Aktion Sühnezeichen und endet gegen 18 Uhr mit einer Punkband. Dazwischen gibt es Lesungen, Kabarett, viel Musik und drumherum mehr als 90 Informationsstände. Im Videozelt laufen Dokumentationsfilme über den Naziterror und über Solingen 1993. Dort finden auch Gesprächskreise über die Blauhelmeinsätze, die Asylgesetzgebung und über den Umgang mit Gedenkstätten, beispielsweise der Neuen Wache statt. aku