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Sie wollen Kinder und Karriere und Kohle

■ Hamburger Mütterkongreß gab 150 Forderungen im Rathaus ab   Von Vera Stadie

Nachhilfeunterricht für Hamburger Politikerinnen. Mütter übergaben gestern im Rathaus Parteifrauen von CDU, FDP, GAL und SPD ein dickes Bündel von Forderungen.

Nachhilfe tut not, denn „Politik wird leider immer noch völlig wirklichkeitsfremd an der Hausfrauenehe orientiert. Kinderbetreuung, Steuern, Renten, Arbeitszeiten, Löhne, alles ist auf dieses Auslaufmodell ausgerichtet“, so Susanne Meuthien, eine der Organisatorinnen des Hamburger Mütterkongresses. Auf dem Kongreß, der im Mai zum ersten Mal stattfand, haben 450 Mütter rund 150 Forderungen verabschiedet, die eine Delegation gestern überreichte. Sie sollen „die weitgehende Unkenntnis der PolitikerInnen über die Lebensrealitäten und Erfordernisse von Müttern in dieser Stadt verringern“, hofft Susanne Meuthien.

Tatsächlich ist die Situation der Mütter im wahrsten Sinne unerhört. Von den mehr als 30.000 alleinerziehenden Frauen in Hamburg muß etwa die Hälfte mit weniger als dem Existenzminimum auskommen. Aber das ist nur eine grobe Schätzung, denn es gibt keine statistische Erhebung, aus der genau hervorgeht, wieviele Mütter es in Hamburg gibt, und wie ihre ökonomische Lage aussieht. Dennoch ist eines sicher: Armut ist immer noch in erster Linie weiblich – genauer mütterlich.

Denn ohne Kindergartenplatz gibt es keine Arbeit. Die Mütter fordern daher zuvörderst ein ausreichendes Betreuungsangebot für alle Kinder. „Wir lassen uns in Zukunft nicht mehr mit Schummelpackungen abspeisen“, sagt Sonja Deuter. Die Wahlplakate würde sie umschreiben: „Es muß heißen 'wie versprochen - so gebrochen', denn von den 1991 versprochenen 8000 Kindergartenplätzen wurden 5600 gehalten, und das sind fast nur Plätze, die wir Mütter uns in unbezahlter Arbeit in privaten Einrichtungen selbst geschaffen haben. Und 21.600 Kinder stehen noch auf den Wartelisten.“

Nach wie vor hätten Mütter mehr weiße Flecken in ihrer Erwerbsbiographie als Väter, kritisiert Sonja Deuter. „Wir wollen genau wie die Männer trotz Kinder Karriere machen“.

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