Verwirrung um Schmuck

■ Hepp-Prozeß: Angeblich weitere Mitschnitte über Mordauftrag vorhanden / Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Bruders

Was geschah mit dem Familienschmuck – Wert immerhin 300.000 Mark – nach dem Tod der Mutter? Die Verteidigung von Ilona Hepp machte dies in einer über fünfstündigen Befragung zur zentralen Frage, um die Glaubwürdigkeit des Bruders Nicolas Hepp zu demontieren. Die ehemalige AL-Politikerin Ilona Hepp behauptet, ihr Bruder habe den Schmuck nach dem Tod der Mutter in einem Akt der Leichenschändung gestohlen.

Der dreiundvierzigjährige Kunsthistoriker hat dazu inzwischen verschiedene Versionen geliefert. Einerseits hat Nicolas Hepp, der seine Schwester beschuldigt, sie habe ihn aus Habgier ermorden lassen wollen, dies in einer eidesstattlichen Versicherung abgestritten. Am vergangenen Dienstag verweigerte er dazu seine Aussage. Überraschend gab er gestern nun zu, den Schmuck auf der Suche nach Erbschaftsunterlagen gefunden und zur Sicherung seiner Ansprüche mitgenommen zu haben. Kurze Zeit später verweigerte er dann erneut die Aussage aus Sorge, sich selbst zu belasten. Gänzlich unerwartet dann das Eingeständnis, seine damalige Freundin Marita L. habe ihm vor wenigen Wochen ein Diamant-Armband übergeben.

Auffällig war das Bemühen des Kunsthistorikers, die Rolle der ehemaligen Postituierten im dunkeln zu lassen. Zunächst hatte er angeben, diese sei beim Schmuckfund dabei gewesen; kurze Zeit später erklärte er das Gegenteil. An anderer Stelle betonte er, die falsche eidesstattliche Versicherung habe er nur abgegeben, um Martita L. zu schützen. Er sei zum damaligen Zeitpunkt davon ausgegangen, daß sie wegen Schmuckhehlerei vorbestraft sei. Mehrfach vermied Nicolas Hepp es auch, die Forderung der Frau nach 150.000 Mark für die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung als „Erpressung“ zu bezeichnen, sondern sprach nur von „unter Druck setzen“.

Nach der Anklage soll Marita L. von Ilona Hepp damit bauftragt worden sein, einen Killer für ihren Bruder zu suchen. Überraschend wurde gestern bekannt, das es neben einem Band mit mitgeschnittenen Telefonaten zwischen Ilona Hepp und Marita L, auf denen es um den Mordauftrag gehen soll, noch weitere Gesprächsmitschnitte existieren sollen – alle im Besitz von Frau L.

Unklar blieb die Rolle des Zuhälters von Frau L. Nicolas Hepp weigerte sich, seinen Namen zu nenen, und deutete an, er befürchte Racheakte. Nach der Verhaftung von Ilona Hepp habe „Bernie“ angeblich gedroht, ihm „den Arsch aufzureißen“, erzählte Nicolas Hepp. Seine Vermutung: Weil er die Verwicklung von Marita L. in den Fall verraten habe. Gerd Nowakowski