Notwendig

■ Betr.: "Die Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein"

Die konjunkturell gegenwärtig hochstehende Frage, wie weit die Medien „vierte Macht im Staate“ und als solche für Rassismus mitverantwortlich sind, findet auf Kongressen und in Sammelbänden allerlei Art immer wieder neu vage und schwer stirnrunzelnde Antworten, deren Autoren man anmerkt, daß sie ihrerseits lediglich ihr Gewerbe ausüben, das Schweigen verbietet. Eine schöne Ausnahme von dieser deprimierenden Regel ist das bereits 1990 völlig überarbeitete und wieder aufgelegte Werk über „Die Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein“: Hier wird nicht aus der wohlfeilen Empörung über Entgleisungen à la Stoibers „Durchrassung“ Humankapital geschlagen; die AutorInnen gehen statt dessen den subtilen Rassismen nach, die aus sogenannten linken wie auch Mittelschichts- Diskursen zu lesen oder (hier ist das Schwindelwort einmal angebracht) zu dechiffrieren sind. Die außerordentliche Genauigkeit und die ruhige, aber niemals entlastende Rationalität der Analysen belegt an jeder Stelle die These der AutorInnen, daß Rassismus eine „Form ideologischer Vergesellschaftung“ ist, der sich die Individuen, so sie denn wollen, allein durch Einsicht zu entziehen vermögen: zu dieser Einsicht sind Bücher wie dieses unabdingbar.

Annita Kalpaka, Nora Räthzel (Hrg.): „Die Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein“. Mundo Verlag, Leer in Ostfriesland, 160 Seiten, broschiert