Verbrecherisch mit der Umwelt

■ betr.: „415 Millionen Tonnen Gift müll in Kasachstan“, taz vom 8.9.93

Nachdem der angebliche Kommunismus 70 Jahre lang geradezu verbrecherisch mit der Umwelt in den Sowjetrepubliken umgegangen ist, ist nun zu befürchten, daß sich die Situation weiter verschlimmert. Bestes Beispiel hierzu ist das Problem des Atommülls, das vor allem Kasachstan, Rußland und die Ukraine betrifft. Während früher der in Kasachstan produzierte Atommüll in Endlager nach Rußland gebracht werden konnte, muß Kasachstan heute nun selber sehen, was es mit seinem Atommüll macht. Die Iswestija berichtet in einem im August letzten Jahres erschienen Artikel, daß in Kasachstan mittlerweile wilde Atommüllhallen, die in keinster Weise irgendwelchen Anforderungen für die Lagerung von Atommüll entsprächen, „wie Pilze aus dem Boden schießen“ würden. Die Iswestija zitiert den Sprecher für Atomfragen im kasachischen Umweltministerium, V. Slavgorodskij, der vor der zunehmenden Verschlechterung der radioökologischen Situation im Lande warnt. War die Entsorgung radioaktiver Abfälle früher für Kasachstan nie ein Problem gewesen, so der Sprecher, weil man damals diese radioaktiven Stoffe eben nach Tscheljabinsk, Krasnojarsk oder Sagorsk bringen konnte, so würde sich Rußland heute weigern, die atomaren Abfälle weiter anzunehmen. Kasachstan, das nur eine atomare Endlagerstätte hat, weiß heute nicht, wohin mit dem Müll. Denn auch diese eine Endlagerstätte wird wegen möglicher Wasserdurchlässigkeit von Wissenschaftlern als zu gefährlich für eine Endlagerung eingestuft. Und so kippen Unternehmen ihren atomaren Müll eben dorthin, wo sie meinen, man merke es nicht. Bei der allgemeinen hohen radioaktiven Verseuchung Kasachstans durch die Atomtests wird befürchtet, daß die Behörden nicht jede wild angelegte Entsorgungsstelle ausfindig machen. Bernhard Clasen, Mönchengladbach