Genossen für Rau

■ SPD nominiert Rau offiziell

Bonn (taz) – Der SPD-Parteivorstand hat gestern Johannes Rau für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen. Als „Signal des Zusammenrückens, des Zusammenhaltens“ will die SPD ihren Kandidatenvorschlag verstanden wissen, wie Parteichef Rudolf Scharping vor der Presse erklärte.

Das einstimmige Votum der SPD-Führung für den nordrhein- westfälischen Ministerpräsidenten und stellvertretenden SPD-Vorsitzenden war nach der anhaltenden Debatte der letzten Woche keine Überraschung mehr. Auch wenn die SPD ihren Mann nun selbst präsentieren muß und Rau nicht, wie zeitweise erhofft, zum parteiübergreifenden Gemeinschaftskandidaten geworden ist, legt die SPD Wert auf überfraktionellen Stil.

Scharping hofft auf eine Debatte „nicht längs der parteipolitischen Grenzen, erst recht nicht entlang von Koalitionsdebatten“. An der Kandidatendiskussion wolle man sich nur insoweit beteiligen, „als wir für Johannes Rau werben, ohne andere dabei herabzusetzen“. Der Kandidat selbst trat eine Stunde nach Scharping vor die Presse. Johannes Rau glaubt, daß „ich mit meinen Gaben dazu beitragen kann, daß wir im geeinten Deutschland zu einem neuen Miteinander finden.“ Der Ministerpräsident, der dreimal eine absolute Mehrheit in Nordrhein-Westfalen hinter sich bringen konnte, will seine diversen Ämter bis zu Bundesversammlung im Mai weiterführen. Er hofft auf Stimmen aus allen Fraktionen der Bundesversammlung.

„Keine Kampf-, keine Gegenkandidatur“, betonte Rau, dem über den Kandidaten Heitmann nur zu entlocken war, daß er ihm „gelegentlich begegnet“ sei. Böse Worte gegen die Kontrahenten weder bei Scharping noch bei Rau. „Ich bin ja kein Unbekannter“, merkte der nordrhein-westfälische Landesvater lediglich an, als er seinen Verzicht auf jede Art von Wahlkampf begründete. Scharping dezent: „Man kann dem Amt auch durch den Inhalt eines personellen Vorschlags keinen Gefallen tun.“ Tissy Bruns