„Für Menschen, gegen Natur“

■ Weidedamm-Debatte im Beirat Findorff / Grüne lehnen Bebauung ab

„Geht das denn nicht in Ihre Köpfe rein?“ Klaus Möhle von der Bürgerinitiative „Grüner Weidedamm“ scheint ratlos. „Ich appelliere an den Restverstand, den dieser Beirat hoffentlich noch im Kopf hat.“ Es geht um das ökologische Gutachten zur Bebauung des Weidedamms III, aus dem zum Beispiel hervorgeht, daß allein durch die Baufahrzeuge ein großer Teil des zu schützenden Hecken-und Baumbestandes zerstört werden würde.

Der Beirat Findorff tagte am Montag zum Bebauungsplan „Weidedamm III“ und wieder entbrannte eine heftige Debatte zwischen den rund 100 Sitzungsteilnehmern und den Behördenvertretern. „Die 'ökologische Bebauung' ist eine Farce“ und „die Ausgleichsmaßnahmen völlig unzureichend“, sagen Weidedamm- Anwohner.

Was den einen zu wenig ist, ist den anderen dagegen bereits zu teuer: Der Verzicht auf Grundwasserabsenkung, die Einschränkungen der Baufahrzeuge bei der Bebauung, die Bäume, die zum Ausgleich für die Baumaßnahmen gepflanzt werden sollen — dies alles, beklagen die Bauherren, treibe die Baukosten für die geplanten Sozialwohnungen unverantwortlich in die Höhe.

Daß bei den hohen Kosten die ursprünglich geplanten Sozialwohnungen zu teuer würden, ist eine weitere Befürchtung der Bebauungsgegner. In den Bebauungsplänen sind sie zumindest nicht verbindlich festgeschrieben.

Die Bürgerinitiative „Grüner Weidedamm“ hat sich nach den vielen fruchtlosen Diskussionen jetzt einen Anwalt besorgt: Hubertus Baumeister. Der zauberte denn auch bei der Beiratssitzung als erste Einlage ein Gutachten aus der Tasche: Die Prognosezahl von 16.000 zusätzlichen Wohnungen, die in Bremen noch in diesem Jahrzehnt benötigt würden, war unter anderem im Auftrag von Stadtwerken und GEWOBA ermittelt worden. Bürgerinitiativenmitglied Gericke kommt bei einer akribischen Gegendarstellung gerade mal auf die halbe Menge neu benötigten Wohnraums. Damit würde sich die Weidedammbebauung als überflüssig darstellen.

Was bei allen Sachargumenten und aller Polemik deutlich rüberkommt: Am Weidedamm geht es nicht allein um einen Lebensraum für Flora, Frösche und Fledermäuse. Hier geht es auch um Menschen, Menschen die aus verschiedensten Gründen an diesem Gebiet hängen, und für die in der neuen Siedlung sicher kein Platz wäre.

„Ich finde Sie nett, Herr Möhle“, versichert der Ortsamtsleiter Peters. Man kennt sich. Dennoch stimmt er, wie die SPD-, CDU- und FDP-Mitglieder, dem Bebauungsplan zu. Der Antrag, die Weidedamm-Stadtplanung des grünen Umweltsenators Ralf Fücks zu kippen, bekam nur die drei Stimmen der grünen Beirats-Vertreter. fp