So schön war's damals...

■ Oberaltenallee: „Heim-Museum“ im „Armenhaus“ eröffnet

Die gute alte Zeit! So gut war sie nun auch wieder nicht, schon gar nicht für diejenigen, die fremde Hilfe brauchten. Wer etwa in den Kreis der „Verwahrlosten“ geriet, weil mit Angehörigen und Freunden auch das soziale Umfeld verloren ging oder weil er im Alter nicht mehr arbeiten konnte – der landete als „Landstreicher“ dann oft in einem „Werk- und Armenhaus“. Zum Beispiel an der Oberaltenallee.

Diese Unterkunft für „körperlich und geistig schwache Personen“ wurde 1853 errichtet. Auf einer Feierstunde zum 140. Geburtstag wurde jetzt das letzte noch erhaltene Gebäude aus den ersten Jahren als „Heim-Museum“ der Stadt übergeben.

Wo früher in den einzelnen Räumen bis zu dreißig Menschen unter unmenschlichen Verhältnissen dahinvegetierten, zeigt heute das Museum einen Einblick in den Alltag der ehemaligen „Insassen“. Die Ausstellungsstücke, Dokumente und alten Bilder, die im Museum zu sehen sind, lassen erahnen, wie schwer das Leben für die Menschen war, die der untersten Schicht angehörten. Die „Arbeitsfähigen“ mußten ihren Lebensunterhalt selbst verdienen – der „Lohn“ dafür war äußerst gering und diente nur dazu, die Kosten der Unterbringung niedrig zu halten. Arbeitsunfähige siechten ihrem Ende entgegen.

1922 betreute das „Staatliche Versorgungsamt“ über 1700 Menschen; heute leben in der Oberaltenallee nur noch 505 Menschen, die meisten von ihnen in Ein-und zwei-Bett-Zimmern. Vom neuen Museum erhofft sich die Heimleitung auch die Funktion eines Treffpunktes zwischen Bewohnern, Besuchern und Pflegepersonal. Die alten Menschen wären dankbar. pb