Blauhelmaktion - Stahlhelmaktion

■ betr.: Berichte zu Somalia, zuletzt taz vom 14.9.93

Am 14.9. berichtet die taz erneut über die kriegerische Eskalation des UN-Einsatzes in Somalia, die Zahl der Opfer ist lt. taz-Angaben inzwischen auf 48 tote UNO- Soldaten und über 1000 getötete Somalis angestiegen, dazu kommen hunderte Verletzte. Ursprünglich humanitäre Zielsetzungen des UN—Einsatzes in Somalia werden nun immer sichtbarer durch ihre militärisch-gewaltförmige Durchsetzung beeinträchtigt. Hubschrauber schießen in die Bevölkerung, die sich zum Teil traditionellen Clanbindungen folgend auf die Seite des verbrecherischen Clanchefs gestellt hat. Aus der Blauhelm-Operation ist eine Stahlhelm-Aktion geworden. Statt systematisch zu deeskalieren, wurde der Konflikt ständig in seiner Gewalttätigkeit gesteigert.

In Somalia wird die Blauhelmrolle zugunsten eines „Weltpolzei- Einsatzes“ aufgelöst. Sollten ursprünglich Blauhelme vermitteln und Friedensvereinbarungen überwachen, so werden sie nun zur Interventionstruppe im Auftrag des Sicherheitsrates, der weitgehend von den großen reichen Industriestaaten beherrscht wird. Dabei werden die Konflikte, die zwischen den Staaten der „Ersten Welt“ bestehen, auch noch rücksichtslos auf das Interventionsland übertragen.

[...] Die Bundesregierung nannte stets humanitäre Motive für die Entsendung der Soldaten. Diese entfallen endgültig, nachdem sich die UN-Truppen zur Partei im Bürgerkrieg verwandelt haben. Das mag den Militärs recht sein, die um ihre Legitimation für immer mehr Rüstung und hohe Geldmittel aus dem Bundeshaushalt bangen. Bei Politikern, die an friedlicher Konfliktbeilegung interessiert sind, müßten die Alarmglocken rasseln. [...] Andreas Buro, Grävenwiesbach