Seppo der Motivator

■ St. Paulis Psychomätzchen vor dem freitäglichen 1:0 gegen Mainz

Als Seppo Eichkorn in der Halbzeitpause seinen Spielern die Elektrolytgetränke reichte, wirkte er ein wenig ratlos. 0:0 war der Spielstand nach 45 Minuten im Spiel des FC St. Pauli gegen den FSV Mainz 05. Wieder einmal war es unglaublich, welche Chancen die Kiezclubkicker nicht genutzt hat – wie es ihnen gelang, auch aus aussichtsreichster Position entweder den Torhüter anzuschießen oder das Tor zu verfehlen. An fehlender Motivation hat es offenbar nicht gelegen, daß die 16.000 Zuschauenden erst in der 73. Minute einen Treffer der Heimmannschaft bejubeln durften. In Zeiten,in denen Kollegen von Eichkorn wie der Frankfurter Coach Klaus Toppmöller als motivierenden Psychotrick ein Duplikat von der Meisterschüssel durch die Kabine reichen lassen, bediente sich auch der St. Pauli-Übungsleiter Methoden besonderer Art. Schmerzhafte Erinnerungen wollte er bei seinen braunbehemdeten Jungs herbeirufen, als er die Wände der Umkleidekabine mit der Mannschaftsliste des vorsaisonalen Heimspiels gegen Mainz 05 plakatierte. Der Partie also, die dem St. Pauli-Chronisten als der fußballerische Tiefpunkt einer ganz schwachen Spielzeit in Erinnerung geblieben ist.

Eichkorn wollte die Spieler „heiß machen“, wie solcherlei Mätzchen in der Fußballersprache heißen, und die Verwunderung war groß, daß die übermotivierten Spieler in der ersten Spielhälfte trotz wirklich sehenswerten Angriffswirbels gegen die erschreckend schwachen Mainzer das Tor nicht trafen. Erst als St. Pauli etwas gemächlicher kickte, war es Carsten Pröpper, der die Kunststoffkugel zwischen den gegnerischen Pfosten plazieren konnte.

Vier Tore schoß der FC St. Pauli in den letzten vier Spielen, soviele wie es in dem freitäglichen Spiel hätten sein können. 6:2 Punkte holte der Kiezclub dabei, kassierte keinen Gegentreffer und hat seit langer Zeit wieder ein positives Punkteverhältnis. Statistik, die auch Motivation sein kann.

kader