2000 gegen Faschismus

■ Demonstration gegen Rechts blieb relativ ruhig

Gegen den drohenden Einzug rechtsradikaler Parteien haben sich gestern abend rund 1500 Menschen in der Hamburger City und vor dem Rathausmarkt versammelt. Sie waren zuvor unter der Losung: „Lieber raus auf die Straße, als heim ins Reich“, begleitet von mehreren hundert Polizisten vom Hansaplatz durch die Mönckebergstraße gezogen. Knapp zwei Stunden standen sich Demonstranten und ein Großaufgebot der Polizei gegenüber. Es kam jedoch – trotz der Ankündigung von Innensenator Werner Hackmann, daß Krawalle programmiert seien – zu keinen nennenswerten Auseinandersetzungen.

19.15 Rathaus: Das ZDF hat gerade seine zweite Hochrechnung bekanntgegeben, wonach die Republikaner mit 5,1 Prozent in die Hamburger Bürgerschaft einziehen. Es droht zu eskalieren: Aus der Menge der 1500 Demonstanten wird Leuchtspurmunition Richtung Rathaus abgeschossen, bei der Polizei herrscht Hektik. Mannschaftswagen rangieren, Wasserwerfer jagen die Mönckebergstraße zur Bergstraße hinauf. Doch dann die nächste Hochrechnung: Diesmal gibt das ZDF den Republikanern nur noch 4,9 Prozent der Stimmem, damit hätten die Rechtsradikalen den Sprung in die Bürgerschaft nicht geschafft. Die rechtsgerichtete Deutsche Volksunion ist ohnehin abgeschlagen. Während die neueste Hochrechnung bei einigen Bundesgrenzschützern Enttäuschung auslöst ( „So'n Scheiß“), hat sie auf die Demonstranten eine beruhigende Wirkung. Dennoch ist die Menge über das große Polizeiaufgebot empört. „Wir lassen es uns nicht gefallen, daß die Polizei uns das Recht auf Demonstration nimmt“, so eine Rednerin aus dem Lautsprecherwagen. „Mit dem Großaufgebot wird der Eindruck erweckt „, so die Rednerin weiter, „als müsse das Rathaus vor uns Antifaschisten geschützt werden. Stattdessen gilt es zu verhindern, daß die Faschisten ins Rathaus maschieren“.

Bis Redaktionsschluß war unklar, ob die Reps den Sprung ins Parlament schaffen oder ob sie an der 5-Prozent-Hürde scheitern würden. Mehrere Demonstranten hatten sich gegen 21 Uhr auf den Weg nach Berne gemacht, wo die Republikaner auf einer Wahlparty – geschützt von 300 Polizisten – ihr unerwartetes Ergebnis feiern wollten.

Kai von Appen