■ Störzeile
: Kampf den Stinos

Normalos nennen sie sich. Doch die von den Newcomern der Statt-Partei proklamierte Normalität mutet im deutschen Politikwesen geradezu anarchistisch an.

Erstaunlich einfach, erstaunlich chaotisch: Da soll Politik für die Bürger wieder nachvollziehbar werden, indem man Ausschußsitzungen künftig öffentlich machen will. Einleuchtend demokratisch. Da sollen Abgeordnete künftig, so wie die Verfassung es auch vorsieht, nach ihrem Gewissen, und nicht nach Fraktionszwängen abstimmen dürfen. Geradezu absurd, werden alte Polit-Füchse dazu sagen, mit so unberechenbaren Menschen läßt sich doch nicht regieren. Und dann haben sie nicht einmal Kandidaten, die sich um die begehrten Plätze auf der Senatsbank schlagen wollen. Genauso dubios wie der Vorschlag, sich fachkompetente Nicht-Politiker für Regierungsposten zu suchen. Das stellt doch den herrschenden Politfilz und Parteienkarrierismus völlig auf den Kopf.

„Naiv sind die“, war in den Gesichtern der Journalisten zu lesen. Stimmt, naiv scheinen sie wirklich. Ins herrschende Denksystem der politischen Sachzwänge passen sie nicht. Das sie damit aber im Trend liegen, dokumentierten viele Hamburger mit ihrem Wahlverhalten.

„So gut wie die anderen Abgeordenten sind wir allemal“, so die Statt-Partei. Stimmt. Daß jahrelanges Absitzen im Parlament nicht unbedingt politisch befähigt, beobachten wir hier tagtäglich. Bestimmt wird die Politik der Statt-Partei häufig abstruse Züge tragen. Aber vielleicht werden ihre Normalos ja wenigstens nicht im Handumdrehen zu „Stinos“ (Stinknormalos). Die haben wir nämlich jetzt schon im Überfluß.

Sannah Koch