„Beratung unverzichtbar“

■ Protestbriefe: Frauentherapiezentrum soll erhalten bleiben

„Die Lücke, die eine Schließung des Frauentherapiezentrums nach sich zöge, dürfte kaum zu schließen sein“, schreiben die Mitarbeiterinnen des Zentralen Psychologischen Dienstes am Zentralkrankenhaus St.- Jürgen-Straße. Mehr als 60 ähnlichlautende Protestbriefe sind seit Ende August an Gesundheitssenatorin Gaertner gegangen. Die Absender sind Ärzte, PsychotherapeutInnen, Pro Familia und andere Beratungseinrichtungen und Frauenprojekte aus dem ganzen Bundesgebiet.

Dem Frauentherapiezentrum (FTZ) in der Humboldtstraße droht das Aus, wenn es, wie abzusehen, im nächsten Jahr keine Zuschüsse mehr erhält. Zehn Jahre kontinuierliche Beratungsarbeit — vor allem im Bereich sexueller Gewalt gegen Frauen — wären damit beendet; 80 bis 100 Frauen, die sich pro Woche ans FTZ wenden, würden mit ihren Problemen alleingelassen — die meisten von ihnen sind arm. „Wir haben uns an die Öffentlichkeit gewandt, weil wir diese wichtige Versorgung für Frauen aufrechterhalten wollen“, so Ruth Werner vom FTZ. „Das große Feedback ermutigt uns nun, weiter zu kämpfen.“

Viele der KollegInnen und Institutionen, die das FTZ unterstützen wollen, sind darauf angewiesen, Frauen dorthin vermitteln zu können. Der Brief aus der psychiatrischen Klinik Dr. Heines betont den Bedarf für die Betreuung von Frauen mit sexueller Gewalterfahrung und fordert den Senat auf, eine „menschen- und frauenfreundlichere Lösung“ als es die Schließung wäre, zu finden. Der DPWV erinnert an die Koalitionsvereinbarungen, und die Frauen der Evangelischen Familien- und Lebensberatung kritisieren, „daß Stukturen, die mühsam aufgebaut worden sind, um die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen wenigstens zu mildern, am schnellsten dem Rotstift zum Opfer fallen“.

Nach wie vor ist jedoch nicht klar, ob es überhaupt Projektmittel für das FTZ geben wird. 300.000 Mark für alle fünf Bremer Frauengesundheitsprojekte sind beantragt, und das Parlament muß jetzt bis zu den Haushaltsberatungen im Dezember über die Bewilligung entscheiden. Barbara Noack, SPD-Gesundheitspolitikerin: „Wir sind dafür, alle fünf Einrichtungen durchzukriegen. Ihr Verlust wäre im Gesundheitswesen eine ganz große Katastrophe, weil dringend gebraucht werden.“

sip