Dubiose Festnahme eines taz-Reporters in Monaco

■ Wer denunzierte den Olympia-Kritiker?

Monte Carlo (taz) – Acht Uhr in der Früh': Polizisten klopfen gegen die Tür des Zimmers 56 im Drei-Sterne-Hotel Alexandra: „Ouvrir la porte, police.“ Zehn Minuten bleiben sie im Zimmer des taz-Reporters Uwe Rada. Er hat gerade noch Zeit, seine Klamotten zu packen, dann wurde er abgeführt. „Cornelia, ich bin verhaftet!“ ruft er auf deutsch durch den Korridor. Die Dame an der Rezeption meint lapidar: „Er kommt nicht wieder, das Zimmer wurde geräumt.“

Im Pressezentrum für die große Olympiakür verkündete ein Sicherheitsbeamter: „Der Mann wird noch ausgewiesen.“ Die monegassische Polizei habe Hinweise von Berliner Kollegen bekommen, daß er „Probleme mit der deutschen Justiz“ habe. Außerdem sei er nicht akkreditiert, teilten die drei Polizisten, die Uwe Rada ins Polizeipräsidium im Hafenviertel La Condamine abführten, mit. Ihm wurde nicht erlaubt, mit einem Anwalt oder der Kollegin vor Ort Kontakt aufzunehmen. Zur Last gelegt wurde ihm ein 1989 abgeschlossenes Verfahren wegen Hausfriedensbruch sowie eine Anzeige wegen Verleumdung eines Hauseigentümers in Berlin. In einem taz-Artikel hatte Rada über dessen Drohungen gegenüber einem binationalen Ehepaar berichtet. Kurze Zeit war auch ein deutscher Sicherheitsbeamter beim Verhör zugegen. Uwe Rada: „Der Berliner Akzent war unverkennbar.“ Ein Transportfahrzeug für die Abschiebung war bereits da, als der taz-Reporter zum Polizeipräsidenten höchstselbst zitiert wurde. Dieser verkündete ihm, er werde doch freigelassen, sofern er die „Souveränität des Staates Monaco“ nicht verletze.

Uwe Rada war nicht akkreditiert, aber hatte vorgestern versucht, im Pressezentrum nachträglich eine Akkreditierung zu bekommen. Man komplimentierte ihn auf die Straße, wo er auf seine Kollegin wartete; er wurde wieder hereingebeten, gefilzt, die Personalien wurden aufgenommen. Und, so die Vermutung, in Berlin abgeglichen. 300 bis 500 Fotos hätte der Berliner Staatsschutz nach Monaco übermittelt, erfuhr Uwe Rada. Er will jetzt Strafanzeige gegen den Berliner Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) stellen, wegen Verletzung des Datenschutzgesetzes.

Christian Fürstenwerth, Sprecher der Berliner Olympia GmbH, bestätigte, daß heimische Sicherheitsbeamte in Monaco arbeiten. Er wisse keine Einzelheiten. Aber man habe bereits beim Abendessen über den Fall diskutiert. Am Abend vor der Verhaftung! Cornelia Heim

Siehe taz-intern Seite 2